In der ARD diskutierten unter anderem Thilo Sarrazin und Gerald Asamoah über den politischen Umgang mit afrikanischen Flüchtlingen.
Hamburg. Dass sich die wachsende afrikanische Population zu einem auch für Deutschland diskutablen Problem ausweiten würde, hätten die politischen Kräfte hierzulande zeitig ahnen können. Schließlich mahnte schon Gloria von Thurn und Taxis dereinst bei Michel Friedmann ein Millionenpublikum vor den Fernsehern: "Der Schwarze schnackselt gerne." Eine Dekade nach den weisen Worten der Fürstin servierte Anne Will dem ARD-Zuschauer am Sonntag (Thema: "Flüchtlinge vor unseren Grenzen - wen wollen wir reinlassen?") nun eine dezidierte demographische Prognose Afrikas - dank Talk-Gast Thilo Sarrazin.
Der Politiker rechnete der verdutzten Runde um Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU), die grüne Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt, Flüchtlingshelfer Elias Bierdel ("Borderline Europe") und Fußballer Gerald Asamoah (FC St. Pauli) vor, wie es um die Bevölkerung des schwarzen Kontinents bestellt ist. Eine Milliarde umfasse dieser Stand jetzt, zwei Milliarden schon sollen es in einem Jahrzehnt sein. 35 Millionen neue Afrikaner kämen jährlich hinzu. "Selbst wenn wir eine Millionen aufnehmen, bleiben noch 37 Millionen übrig", so Sarrazins Rechnung. Aha.
+++ Europa streitet über den Umgang mit den Flüchtlingen +++
Auch das "Schlepper-Problem" hat Flüchtlingsexperte Sarrazin erkannt: "Schlepper bringen auf jeden, den wir gebrauchen können, sieben bis acht andere." Beziehungsweise fünf bis sechs. Oder auch zehn. Nicht nur Göring-Eckhardt wurde bei derlei Zahlenspielen schwindelig. Auch Sarrazin selbst verschlug es im Laufe der Sendung zunehmend die Sprache. Vor allem, als er sich bei der Integrationsmotivation afrikanischer Einwanderer in Rage redete. Jeder, der nach Deutschland kommen möchte, solle gewillt sein, sich anzupassen, "auch zum Beispiel ... Deutsch zu lernen".
Trost fand der ehemalige Berliner Finanzsenator bei Gerald Asamoah: "Wie man weiß: Deutsch ist nicht einfach." Woraufhin Sarrazin dem ersten deutschen Fußballnationalspieler mit schwarzafrikanischen Wurzeln artig parierte: "Sie sprechen perfektes Deutsch!" Dass Asamoah Sarrazin rhetorisch tatsächlich überholt hat, ist offenbar dem Willen des Fußballers geschuldet, sich als zwölfjähriger Immigrant möglichst rasch über die Sprache zu integrieren. "Es war sehr, sehr wichtig, schnell die Sprache zu lernen", sagte Asamoah, der mittlerweile nicht nur deutsch spricht, sondern auch denkt, fühlt und lebt. "Wir leben in Deutschland und müssen versuchen, die Kultur aufzunehmen."
Aufnehmen möchte auch Sarrazin den ein oder anderen Flüchtling - gleichwohl mit einem übergeordneten Ziel: Die Menschen zeitig wieder in ihr Ursprungsland zurückzuführen.
Das Schlusswort in der ergebnislos geführten Flüchtlingsdebatte beanspruchte schließlich Bayerns Innenminister Herrman für sich: "Es ist im vergangenen Jahr sehr viel Unsinn geredet worden." Nicht nur 2010, Herr Herrmann.