Neues Ermittlerduo Kunzendorf und Król für den Frankfurter “Tatort“ ab 8. Mai - Kritik von Medizinern für Berliner “Tatort“ vom Sonntag.

Berlin/Hamburg/Frankfurt. Nicht mehr Sawatzki und Schüttauf, sondern Nina Kunzendorf und Joachim Król gehen jetzt im Frankfurter „Tatort“ auf Gangsterjagd. Die Premiere für das neue Ermittler-Duo mit den Namen Conny Mey und Frank Steier ist am 8. Mai, wie die ARD am Montag in Hamburg mitteilte. Während der Dreharbeiten des Krimis „Eine bessere Welt“ Ende 2010 ging die ARD noch von einem Debüttermin im Herbst aus.

In dem vom Hessischen Rundfunk (hr) produzierten Fall geht es darum, dass Mey und Steier einen potenziellen Mörder von seiner Tat abbringen müssen. Dann beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel. Neben Kunzendorf (39) und Król (53) wirken in weiteren Rollen Vicky Krieps, Justus von Dohnányi, Frederick Lau, Arnd Klawitter, Peter Kurth und Gerd Warmeling mit. Regie führte Lars Kraume, der auch das Drehbuch schrieb.

Das Verhältnis der beiden Kommissare ist nicht konfliktfrei. „Wir rasseln im Film schon nach fünf Minuten aneinander“, sagte Król bereits während der Aufnahmen. Sie: jung, forsch, auffallend. Er: introvertiert, eigenbrötlerisch, abgebrüht. Während die fesche Ermittlerin im sexy Outfit durch das 60er-Jahre-Ambiente des Polizeipräsidiums stöckelt, genehmigt sich der nach Kollegenmeinung hochqualifizierte, aber „nicht mehr teamfähige“ Steier das eine oder andere Gläschen im Dienst.

In ihrem ersten Fall „Eine bessere Welt“ müssen die Hauptkommissare diesmal nicht einen Mord aufklären, sondern vielmehr einen drohenden Mord verhindern. Der Vater eines hirntoten Unfallopfers entwickelt sich ob der ungeklärten Schuldfrage zum Stalker und bedroht die junge Frau, die seinen Sohn einst gefunden hatte. Den Ermittlern sind jedoch die Hände gebunden: Gefangen im klassischen Polizisten-Dilemma, erst dann eingreifen zu können, wenn tatsächlich etwas passiert ist, versucht das ungleiche Paar, eine gemeinsame Lösung zu finden.

Kunzendorf wollte „eine saftige Figur“ spielen

„Ich wollte eine saftige Figur spielen“, sagte Kunzendorf bei der Filmvorstellung am Montag in Hamburg. Sie fügte hinzu: „Jemanden, der nicht so akademisch-bürgerlich daherkommt, das bietet Raum für Phantasie“.

Król sagte: „Ich denke, wir haben eine gute Basis für zukünftige, interessante Erzählstränge gelegt.“ Denn allen offenkundigen Unterschieden zum Trotz besteht zwischen den Figuren von Beginn an eine Sympathie, die sich in Dialogen wie diesen widerspiegelt: „Sie sind doch auch nur ein ganz Lieber, Sensibler, der helfen will, oder?“ fragt Mey ihren Kollegen. Dieser kontert: „Wenn Sie den Menschen helfen wollen, dann machen Sie doch ein Nagelstudio auf!“

Der nächste Fall des „Tatort“ des Hessischen Rundfunks mit Król und Kunzendorf soll bereits im Mai gedreht werden und wird auf wahren Begebenheiten beruhen.

Spitzenquote für "Tatort" am Sonntag - Heftige Kritik von Seiten der Mediziner

Der Berliner ARD-„Tatort“ hat die Konkurrenzprogramme am Sonntagabend im deutschen Fernsehen noch klarer als sonst beherrscht. Der Krimi „Edel sei der Mensch und gesund“ mit den Berliner Kommissaren Ritter (Dominik Raacke) und Stark (Boris Aljinovic) interessierte ab 20.15 Uhr nach Senderangaben 9,51 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 26,1 Prozent) und setzte sich damit deutlich vom sonstigen Filmangebot ab.

Die Folge um Medikamentenschwindel und Betrug von Ärzten hat allerdings heftige Kritik von Medizinern ausgelöst. Die Geschichte sei überspitzt und pauschalisierend gewesen, kritisierten Ärzte in Hessen am Montag. Von den Uni-Kliniken in Hamburg und Kiel hieß es, die Story könnte viele Patienten verunsichern. In dem Krimi kamen die Berliner Ermittler bei der Aufklärung eines mysteriösen Todesfalls einem Abrechnungsbetrug auf die Schliche. Ein an Morbus Crohn erkrankter Patient war darin durch die Behandlung mit einem bestimmten Medikamentenmix gestorben.

Der „Tatort“ zeichne das Bild von Ärzten, die zu Medikamentenschwindel und Betrug neigten, sagte die Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen, Cornelia Kur. „Die Hemmschwelle des Betrügens ist nicht derart niedrig. Seine Kassenzulassung wird kein Arzt so leicht auf's Spiel setzen“, sagte sie. „Konstruiert“ und „unrealistisch“ nannte der Vorsitzende des Hausärzteverbands Hessen, Dieter Conrad, den Krimi. Zwar drohten Ärzten Strafzahlungen, wenn sie ein bestimmtes Budget für Arzneimittel überschritten. Deshalb weigerten sich auch viele, ein teures Medikament zu verschreiben - dieses Problem thematisiere der „Tatort“ zu Recht. Es handele sich aber um einen Fehler im Arzneimittelsystem. Die Schuld liege also nicht bei den Ärzten. Außerdem seien teure Medikamente bei weitem nicht immer die besseren. Die Behandlung des Patienten mit den kombinierten Medikamenten „Infliximab“ und „Azathioprin“ sei im „Tatort“ als „Behandlungsfehler“ dargestellt worden. „Dieses kann völlig grundlos viele Patienten verunsichern. Die Kombination (...) ist entgegen der Darstellung im Tatort eine empfohlene Standardtherapie des komplizierten Morbus Crohn“, erläuterte Prof. Ansgar Lohse vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Sein Kieler Kollege Prof. Stefan Schreiber ergänzte in einer gemeinsamen Erklärung beider Kliniken: „Es handelt sich somit nicht wie im Krimi dargestellt um einen Behandlungsfehler. Im Gegenteil kann es für die betroffenen Patienten sogar verheerende Folgen haben, diese Medikamente bei bestimmten Krankheitsverläufen nicht zu nehmen.“

(dpa/dapd/abendblatt.de)