Alice Schwarzer und Gisela Friedrichsen stritten sich bei Anne Will über Jörg Kachelmann. Der schaltet sich jetzt selbst ein - per E-Mail.

Hamburg. Hat Jörg Kachelmann seine Ex-Freundin vergewaltigt oder nicht? Die Antwort kennen nur er selbst und das mutmaßliche Opfer. Dabei bliebe es bis zum Prozess - wäre Kachelmann nicht prominent, und würde er sich nicht selbst zu Wort melden. Seit seiner Haftentlassung hat Jörg Kachelmann in mehreren Interviews seine Unschuld beteuert . Die Medien, die zuvor ausführlich über seine vermeintlichen Sexualpraktiken und ähnliche Themen berichteten, greifen diese Unschuldsbeteuerungen begierig auf. Und jetzt streiten sich auch noch zwei Journalistinnen öffentlich - über Vorverurteilung, Schuld und die Rechte von möglichem Täter und Opfer.

Bei "Anne Will" diskutierten "Emma"-Chefin Alice Schwarzer und "Spiegel"-Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen, dass die Fetzen flogen. Friedrichsen hatte in einem Kommentar keinen Hehl daraus gemacht, dass sie die Haftentlassung für überfällig hielt. "Endlich!" schrieb sie. Kachelmann sei ein "Luftikus" und notorischer Herzensbrecher". Ob es nicht denkbar sei, dass sich eine betrogene Frau rächen wolle? Schwarzer konterte, dies werde dem Ernst der Sache nicht gerecht. Sollte sein Liebesleben tatsächlich so aussehen wie von den Medien gezeichnet, sei Kachelmann "ein ziemlicher gestörter Mensch, der in Therapie gehört". Beide, natürlich, können über den Vergewaltigungsvorwurf nichts sagen.

Zum Kommentar von Gisela Friedrichsen

Jetzt hat sich der Beschuldigte selbst eingeschaltet. Eine Stunde nach der Sendung, schreibt Alice Schwarzer in ihrem Blog, habe er ihrer Sekretärin eine Mail geschickt und daran erinnert, dass ihn die Redaktion vor drei Jahren um einen Kommentar zu ihrem Jubiläumsbuch gebeten habe. Jetzt wolle er die "Emma" gern besuchen - um zu berichten, "wie sich vier Monate unschuldig im Knast so anfühlen“. Schwarzer antwortet, sie habe Kachelmann immer geschätzt. Die "Emma" habe nur kurz über den Fall berichtet, mit dem Ratschlag: "Sollte der Vorwurf stimmen, verteidigen Sie sich nicht auch noch auf Kosten des Opfers.“ Und jetzt? "Nun, entweder der Vorwurf stimmt nicht – oder Sie verteidigen sich auf Kosten des Opfers. Und wie."

Sie schließt den Beitrag mit den Worten: "Auch nette Männer vergewaltigen manchmal, Kollege Kachelmann. Leider." Kachelmanns Reaktion steht noch aus.

Zum Blogeintrag von Alice Schwarzer