In der “Tatort“-Folge “Der Wald steht still und schweiget“ gerät Lena Odenthal in die Hände einer Jugendgruppe, die zu allem bereit ist.

Hamburg. Man plant nicht unbedingt einen Waldspaziergang nach diesem „Tatort – Der Wald steht still und schweiget“, benannt nach einer Zeile aus dem „Abendlied“ von Matthias Claudius. Ebenso wenig Steinpilzrisotto zum Abendessen, aber dazu später. Im Pfälzer Wald soll sich Lena Odenthal – eigentlich hat sie ihren freien Tag – einer Leiche annehmen, die bei ihrem Eintreffen verschwunden ist. Stattdessen wird sie von einer Bande junger Männer gefangen genommen – die Resozialisierungsmaßnahme für jugendliche Straftäter in einem Erziehungscamp ist offenbar aus dem Ruder gelaufen. Die Gruppendynamik der labilen Möchtegerngangster, die „reichlich Scheiß gebaut haben“, bestimmt fortan den Spannungsbogen: Wer nimmt den Platz ein des Truppenanführers? Wird der Fluchtversuch über die deutsch-französische Grenze gelingen? Läuft vorher einer Amok?

In düsteren Bildern und mystisch aufgeladener Stimmung erzählt Regisseur Ed Herzog diesen „Tatort“, der mehr Resozialisierungsdrama ist als Krimi und nicht zu den stärksten Produktionen des ARD-Sonntagsfilms zählt. Das Drehbuch von Dorothee Schön schenkt Ulrike Folkerts und Andreas Hoppe als Odenthal und Kopper wieder reichlich Raum, ihre Ernie-und-Bert-ähnliche Beziehung (wobei: Kopper erinnert vor allem an das Krümelmonster) auszuleben – auch wenn sie größtenteils nur per Handy kommunizieren. Kopper jedenfalls, erzählt Odenthal ihren Entführern in einem Stockholm-Syndrom-ähnlichen Moment, macht das beste Risotto nördlich der Alpen. Cremig, aber mit Biss. Schöne Steinpilze sollte Lena dafür aus dem Wald mitbringen, leider war sie zu beschäftigt damit, auf ihr Leben aufzupassen. Am Ende dampft dennoch der Reisbrei auf dem Herd, dazu fließen ein paar Tränchen. Die Zwiebeln, klar. (jac)

„Tatort – Der Wald steht still und schweiget“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD