Hamburg. Schüler trafen Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider und Haspa-Vorstand Dr. Harald Vogelsang und sprachen mit ihnen über das Thema Erfolg.
Das Abendblatt-Projekt „Schüler machen Zeitung“ bereichert seit 20 Jahren den Unterricht an Hamburgs Schulen. Vor 10 Jahren startet die Haspa Hamburg Stiftung mit ihrer Arbeit. Heute sind beide Projekt eng miteinander verbunden. Die Haspa Hamburg Stiftung ist Partner der Abendblatt-Aktion.
Lars Haider, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts und Dr. Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Haspa und Vorstandsvorsitzender der Haspa Hamburg Stiftung, haben uns anlässlich dieses Doppeljubiläums in die Vorstandsetage der Haspa eingeladen.
Wir sind nervös. Wir - das sind sieben Zehntklässler der Stadtteilschule Fischbek-Falkenberg betreten an einem kalten Tag leicht fröstelnd und vor allem aufgeregt das Gebäude der Haspa Zentrale. „Sie werden schon erwartet“, hören wir und werden zum Fahrstuhl gebracht. In der Vorstandsetage empfängt uns der Pressesprecher der Haspa und geleitet uns durch die Gänge. Im lichtdurchfluteten Raum, der für uns vorbereitet worden war, stehen Getränke und Snacks bereit. Herr Dr. Vogelsang begrüßt uns freundlich.
Kurze Zeit später erscheint Lars Haider. Er schaut uns an und fragt mit einem Zwinkern in die Runde, ob er mal wieder zu spät sei. Das lockert die Stimmung. Unsere Nervosität lässt nach. Auch Lars Haider begrüßt uns sehr freundlich und alle setzten sich. Etwas unsicher stellen wir den beiden Chefs unsere erste Frage: Wie entstanden die Ideen zu den Projekten.
Dr. Vogelsang legt los: „Anstiften zum Stiften“ – das war die Grundidee der Haspa Hamburg Stiftung. Sie sollte Hamburg etwas Gutes tun und vielen ermöglichen, dabei mitzuwirken. Von einer kleinen Spende, über eine Zustiftung oder der eigenen Stiftung ist alles möglich. Das Modell der Haspa Hamburg Stiftung soll die Stiftungsgründung so leicht wie möglich machen und bei der Organisation sowie der Umsetzung unterstützen. Neben Privatpersonen gehören zur Stiftungsfamilie auch größere Unternehmen. Es werden jährlich mehr Stiftungen, so dass die Haspa ihre eigenen Erwartungen bereits nach 10 Jahren übertroffen hat, denn es gibt bereits über 220 Stiftungen. Bei den jährlichen Stiftertreffen entstehen immer wieder Synergieeffekte und Sympathien zwischen den Stiftern. Ein zentrales Ziel der Stifter ist es, jungen Menschen den Spaß am Lesen zu vermitteln. Aus dieser Motivation heraus entschied sich die Haspa Hamburg Stiftung vor sechs Jahren, das Projekt „Schüler machen Zeitung“ zu unterstützen.
Jetzt ist Lars Haider an der Reihe:
Das Projekt „Schüler machen Zeitung“ unterstützt genau diesen Schwerpunkt. Das Projekt soll Schüler und Schülerinnen in Metropolregion mit dem Medium Zeitung vertraut machen. Das Hamburger Abendblatt bietet das Projekt jedes Jahr an. Es dauert sechs Wochen. Die teilnehmenden Schüler lesen in dieser Zeit täglich die Zeitung, recherchieren und schreiben eigene Artikel und haben auch die Gelegenheit, die Abendblatt-Redaktion zu besuchen. Das Projekt soll Jugendlichen außerdem allgemeines, umfassenderes Wissen über die Schulbildung hinaus vermitteln. Studien belegten, dass das Lesen einer Tageszeitung im Zusammenhang mit dem beruflichen Erfolg steht, sagt Lars Haider. „Das Allgemeinwissen ist entscheidend für das Fortkommen im Leben.“
Ebenso wichtig sei es, den Schülern das Schreiben von langen und spannenden Texten beizubringen, denn die Menschen seien fasziniert von langen Geschichten. Gerade durch den rasanten Fortschritt der Technik, wie Smartphones oder Tablets, verlernten Schüler das richtige Lesen und Schreiben.
„Durch Nachrichtendienste wie WhatsApp und soziale Netzwerke leidet der Sprachstil der Jugend“, so Haider. „Umso wichtiger ist es, das Interesse der jungen Generation an gedruckten Medien zu wecken.“ Natürlich profitiere das Hamburger Abendblatt davon, weil es durch den frühen Kontakt der Schüler mit dem Medium eine Chance sieht, Leser zu gewinnen. Ihnen ist das Abendblatt bekannt und so wächst die Chance, dass die Schüler von heute einmal das Abendblatt abonnieren werden.
Dr. Harald Vogelsang outet sich im Gespräch mit uns als E-Book-Leser. Er betont aber auch, dass er sich gute Bücher auch in der gebundenen Form kauft. Er empfindet allerdings den Preis für eine elektronische Version oftmals als zu günstig, um den Aufwand des Autors entsprechend zu entlohnen. „Und an das Gefühl, ein echtes Buch in der Hand zu halten, kommt die elektronische Version nicht heran“, sagt Dr. Vogelsang.
Auf die Frage, ob sie zu Beginn ihrer Karriere mit dem beruflichen Erfolg gerechnet hätten, antworteten beide ähnlich: Sie hätten keineswegs damit gerechnet. Sie täten das, was ihnen Spaß macht und konzentrierten sich immer auf das, was sie gerade tun. „Das ist der Schlüssel zum Erfolg“, sagten sie einstimmig. Man solle bei dem, was man tut, sein Bestes geben, und es nicht nur als einen lästigen Schritt sehen zu dem, was man eigentlich tun wolle. Lars Haider stellte sich als Kind seinen Traumberuf so vor: Es sollte ein Beruf mit literarischer Arbeit sein, der für Langschläfer geeignet ist. Dabei zwinkert Lars Haider wieder in die Runde. So sei er auf den Beruf des Journalisten gekommen. Schon beim Schreiben für die Schülerzeitung in der dritten Klasse habe er großen Spaß gehabt. Aus heutiger Sicht sagt Haider, dass er in seiner Jugend gerne an einem Projekt wie „Schüler machen Zeitung“ teilgenommen hätte. Sein heutiges Leben empfindet Lars Haider angenehmer im Vergleich zu seiner Schulzeit. „Die war okay“, sagt er. „Allerdings war alles, was danach kam, deutlich besser.“ Er erinnert sich an seine Unpünktlichkeit, die ihm Fantasie für gute Ausreden abverlangte.
Dr. Harald Vogelsang erinnert sich gern an seine Schulzeit. Anders als seine Eltern, die beide Chemiker waren, entschied er sich im Anschluss an das Abitur zu einer Banklehre. Er begründete dies damit, dass sein Großvater ebenfalls ein Bankkaufmann war. Außerdem erwähnt er, dass ihm das rote Haspa Sparbuch schon zwei Tage nach seiner Geburt von seiner Oma in die Wiege gelegt worden war. Damit sei der Grundstein für seine berufliche Karriere gelegt gewesen, sagte er lachend. Er betont, dass er die Lehre aus Interesse gewählt habe. Er hat bis heute Lust und Spaß an seinem Beruf und bereut die Wahl nicht.
Dürfte Vogelsang allein verreisen, wäre sein Ziel „eine kleine dänische Südseeinsel“. Sein wichtigstes Gepäckstück wäre sein E-Book Reader, da er sich mit spannenden Büchern lange beschäftigen kann. Er würde jedes gute Buch der Welt lesen. Ebenfalls würde er das Hamburger Abendblatt auf seinem E-Book Reader installieren, da er so die aktuellen Nachrichten lesen könnte und immer auf dem neusten Stand wäre.
Lars Haider tut sich schwer mit der Beantwortung der Frage. Er kann es sich nur schwer vorstellen alleine, ohne Familie zu verreisen, da ihm diese sehr wichtig ist. Doch sollte es so kommen müssen, so würde er an die Ostsee fahren, nur mit einem Kopfkissen im Gepäck. „Ich würde gern einmal wieder zwei Tage am Stück schlafen, die Ruhe genießen und entspannen.“ Zuhause sei es zwar am schönsten, „doch täglich um sechs Uhr vom Sohnemann geweckt zu werden, wo ich doch so gerne ausschlafen würde, da kann eine kurze Auszeit verlockend klingen.“
Für viele Menschen klingt es verlockend, in der Öffentlichkeit zu stehen. Lars Haider und Dr. Harald Vogelsang haben hiermit Erfahrung und erklären uns die damit verbundenen Schwierigkeiten. Lars Haider meidet die Öffentlichkeit soweit es geht. Er versucht seine Familie zu schützen. Deshalb würden niemals Bilder von seinen Kindern im Internet zu finden sein. Er selbst wird nur selten erkannt. Einmal sei er allerdings als der Comedian Bastian Pastewka „erkannt“ worden. Durch seine Tätigkeit als Chefredakteur steht er hinter den Artikeln über Personen des öffentlichen Lebens. Sich selbst zählt er nicht dazu.
Dr. Harald Vogelsang hingegen hat es nicht so leicht. Als Vorstandssprecher vertritt er die Haspa in der Öffentlichkeit. Er ist sich bewusst, dass die Präsenz in der Öffentlichkeit ein wichtiger Teil seines Berufes ist.
Hätten beide heute die Wahl, so würden sie sich gegen die Präsenz in der Öffentlichkeit entscheiden und lieber unerkannt Gutes tun.
Für die Zukunft der Haspa Hamburg Stiftung wünscht sich Dr. Harald Vogelsang, dass weitere Stiftungen dazu kommen und der Erfolg des Stiftungsmodells nicht abreißt. Er strebt das gleichbleibende Wachstum der Stiftung, wie in den vergangenen zehn Jahren an. Somit erhofft er sich, Hamburg zu helfen und neue Stifter zu gewinnen, die weitere Projekte fördern. Lars Haider wünscht sich, dass weiterhin so viele Schülerinnen und Schüler an dem Abendblatt-Projekt teilnehmen und viele spannende Artikel entstehen.
Auf die Frage, was sie als Menschen gern bewirken würden, ergänzen sie sich gegenseitig. Lars Haider und Dr. Harald Vogelsang wünschen sich Fröhlichkeit und Frieden – die Grundbausteine des sozialen Miteinanders in der Welt. Dies wollen sie durch die Vermittlung von Bildung unterstützen.
Am Ende des Nachmittags ist die Stimmung locker. Die beiden Chefs geben uns einen Ratschlag mit auf den Weg. Wir sollen das machen, was uns Spaß macht und wir sollen uns auf das konzentrieren, was wir gerade tun. Wer ausschließlich beruflichen Erfolg anstrebe, sich aber nicht auf die Gegenwart konzentriere, sei nicht bei der Sache und werde die Aufgabe nicht perfekt lösen.
Wir danken für das Gespräch in einer sehr netten Atmosphäre.