1600 Jugendliche haben an der 19. Abendblatt-Aktion „Schüler machen Zeitung“ teilgenommen. Jetzt wurden zehn von ihnen für ihre Artikel geehrt. In allen Texten der Siegerautoren standen menschliche Empfindungen im Fokus.
Neustadt. Jeden Abend, wenn sie im Bett lag, stellte sich Philippa dieselbe Frage: „Was ist nach dem Tod? Nichts?“ Sie kämpfte gegen die Panik, schrie, um die Gedanken loszuwerden. Sie hatte Angst. Panische Angst. Vor dem Nichts. „Diese Attacken sind wie Wellen, die aufsteigen und sich dann wieder legen“, sagt die Schülerin „Bei mir kamen sie über Jahre immer wieder.“ Die Elftklässlerin der Julius-Leber-Schule schrieb für das Projekt „Schüler machen Zeitung“ im Abendblatt über ihre Todesangst und den langen Weg, sie in den Griff zu bekommen. Für diesen großartigen Artikel wurde Philippa Gantert am Donnerstag im Kasino des Axel-Springer-Hauses neben neun weiteren Schülerinnen und Schülern aus Hamburg und dem Umland geehrt.
1600 Schüler aus 61 Klassen und Kursen haben am diesjährigen Abendblatt-Projekt teilgenommen. Etwa 1000 Texte sandten sie ans Abendblatt. Viele Schüler schrieben über eigene Schicksale und Erlebnisse. So auch Achtklässlerin Mariam Kabil, die in ihrem Artikel schilderte, was sie empfand, als sie vor drei Jahren mit ihrer Familie von Ägypten nach Deutschland zog. Thanh Bender, geboren in Vietnam und von einem deutschen Paar adoptiert, schrieb über Adoption von ausländischen Kindern und die Sehnsucht, die Heimat und die leiblichen Eltern kennenzulernen.
Aus all diesen Texten wählte die Jury, bestehend aus Projektpartnern, Pädagogen, Redakteuren und einem Schüler, die zehn beeindruckendsten aus. Ob die Aufregung vor dem Klaviervorspiel, über die Eindrücke bei einem Besuch im Kinderhospiz, die Erlebnisse des Großvaters im DDR-Gefängnis oder der Alltag mit dem Smartphone – in allen Texten der Siegerautoren standen menschliche Empfindungen im Fokus.
„Die Bandbreite der Themen, mit denen sich die Schüler in ihren Artikeln auseinandergesetzt haben, ist beeindruckend“, sagte Matthias Iken, stellvertretender Chefredakteur des Abendblatts, während der Preisverleihung. „Die Texte zeichnen sich durch eine hohe Qualität aus und können es im Kampf um den begrenzten Platz in einer gedruckten Tageszeitung durchaus mit denen der Profis aufnehmen.“
Auch Dr. Wolfgang Blümel von der Haspa Hamburg Stiftung als Partner des Projekts freute sich über die beeindruckenden Artikel der Nachwuchsreporter. „Die Leseförderung von Schülern liegt der Stiftung besonders am Herzen. Und wir sind immer wieder begeistert über das Ergebnis dieses Projekts. Die Schüler können sehr stolz auf ihre Artikel sein“, sagte Blümel. „Die Schülertexte zeichnen sich durch eine ganz besondere Sprache aus“, sagte Arthur Gottwald von der Schulbehörde. „Diese Sprache sprüht vor Emotionen und verrät viel über die Begeisterung der Jugendlichen für das Projekt.“
Es sei längst nicht mehr selbstverständlich, dass in den Familien eine Tageszeitung gelesen werde. Daher sei die Auseinandersetzung mit dem Thema Zeitung und Medien in der Schule sehr wichtig, sagte der Oberschulrat. „Ich erhalte ganz oft die Rückmeldung, dass die Schüler nach Abschluss des Projektes weiter das Abendblatt lesen wollen.
Die Pädagogen sehen das ähnlich: „Es ist wichtig, die Schüler an die Zeitung heranzuführen. Außerdem setzen sie sich sehr intensiv mit den Themen, über die sie schreiben, auseinander. Sie sind selten so motiviert“, sagt Elisabeth Adolphi. Die Lehrerin am Gymnasium Grootmoor machte mit den Schülern einer neunten Klasse bei „Schüler machen Zeitung“ mit.
Auch in diesem Jahr hat das Projekt „Schüler machen Zeitung“ bei einigen Nachwuchsreportern den Wunsch geweckt, tiefere Einblicke in die Arbeitswelt von Journalisten zu gewinnen. So will sich Mariam Kabil, Preisträgerin und Schülerin der Helene-Lange-Schule, um ein Praktikum beim Hamburger Abendblatt bewerben.
„Ich finde das Projekt supertoll“, schwärmte auch Janette da Cunha, Schülern an der Beruflichen Schule Burgstraße. „Ich wusste gar nicht, dass ich schreiben kann. Durch das Abendblatt habe ich diese Begabung erst entdeckt. Vielen Dank.“
Lehrer aus der Metropolregion können sich jetzt für die 20. Abendblatt-Aktion „Schüler machen Zeitung“ im Herbst 2014 bewerben, die von der Haspa Hamburg Stiftung, der Hamburger Schulbehörde gefördert und von der Agentur Promedia Maassen organisiert wird. Teilnehmen können Schulklassen und Kurse der 8. bis 11. Jahrgangsstufe. Informationen gibt es per E-Mail über der Adresse marianne.weiss@promedia-maassen.de