Die Söhne Mannheims lieferten ein technisch überzeugendes, aber künstlerisch uninspiriertes Konzert vor religiös-monströser Kulisse ab.
Hamburg. Jenseits von Eden? Jenseits der Barrikaden? Ach nein, Moment: Barrikaden von Eden. So heißt das aktuelle Album der Söhne Mannheims und mit dem titelgebenden Song starten die Herren auch in ihr Konzert in der O2 World. Mit einer halben Stunde Verspätung, schließlich ist gegenüber Länderspiel. 50 000 Fußball- und 11 500 musikalische Predigtfans sorgen für Verstopfung auf den Straßen am Stadtrand.
Dann aber legen die insgesamt 14 Jungs um Hohepriester Xavier Naidoo los. Erstmal alle im Smoking, dann nach einigen Songs die erste Umziehpause: Nach einem 80er-Softrock-Instrumental kommen die Herren zurück und intonieren „Freiheit“. Dazu werfen sie sich in orangefarbene Overalls, die wohl Erinnerungen an Guantanamo und andere unschöne Inhaftierungsplätze wecken sollen. Doch auf einer von einem monströsen weißen Kreuz überschatteten Bühne, vor der mehr als 11.000 johlende Fans stehen, wirkt das intendierte Statement wider die Ungerechtigkeit äußerst bemüht.
Noch ein paar Songs, dann ist wieder Zeit für eine weitere Kostümierungsunterbrechung. Jetzt dürfen DJ und Drummer die Wartezeit verkürzen. Die Spannung während der Instrumentalpause steigt, was werden sie wohl diesmal für modische Extravaganzen vorführen? Ah, es ist Zeit für den Wohlfühl-Style. Jetzt darf jeder tragen, was er will. Den Rest der insgesamt 140 Minuten wird in Räuberzivil gesungen.
Im „Casino BRD“ - so heißt die Tournee – haben die Söhne Mannheims auf die Null gesetzt. Dummerweise gibt es noch 37 andere Zahlen beim Roulette. Dabei wären so viele Optionen da gewesen. Was man mit dieser Instrumentierung für einen Druck hätte aufbauen können: Zwei Schlagzeuge, zwei Gitarren, ein DJ, ein Basser, zwei Keyboarder, zwei Rapper und vier (!) Sänger. Stattdessen plätschert es technisch sehr gut, aber uninspiriert zwischen Pop, Softrock und Reggae hin und her. „Das hat die Welt noch nicht gesehen“? Doch, und auch gehört.
„Hier kommen die Söhne“ singen sie. Hätten sie mal die Väter geschickt.