Der angesagte Rapper brachte das Hamburger Publikum in der ausverkauften Großen Freiheit 36 zum Springen, Rennen und Schreien.

Hamburg. Schon klar, Casper kann seinen plötzlichen Erfolg kaum fassen: "Normalerweise kommen elf Leute zu unserem Konzert und finden uns scheiße“, sagt er, nachdem er das Publikum zum Springen, Rennen, Schreien gebracht hat. Schließlich singt-spricht er in seinen Songs ja von "zu viel Hype“ – bei dem plötzlichen Rummel um seine Person klingen diese Zeilen fast ironisch. Die Zeiten, in denen man Casper für zehn Euro auf dem Ackerfestival in Kummerfeld sehen konnte sind definitiv vorbei. Und mit dem Erfolg kommen die Teenies und Lookalikes, die sich am Freitagabend in der Großen Freiheit 36 versammelt haben.

Aber Casper wehrt sich standhaft gegen den verhassten Mainstream und beglückt seine (neu gewonnenen) Fans mit einem mitreißenden Konzert. Versteckt unter einer Wolfsmaske inklusive Leuchtaugen betritt er die nebelige Bühne und macht sich an den Titelsong seiner Tour, "Der Druck steigt“. Gewohnt pathetisch animiert er sein Publikum. Es folgen Songs wie "Blut sehen“, "Auf und davon“, "XOXO“, Casper lässt kaum ein Lied des neuen Albums aus. Pünktlich zu "Rock’n’Roll“, eigentlich eine Kollaboration mit Rapper-Kollege Materia, versammelt sich aus dem Nichts eine Fraktion aus Kapuzenpullover-Trägern, denen die Karten für Linkin Park scheinbar zu teuer waren, zum heimlichen Highlight des Konzerts. Es ist der Moment, indem Casper die Menge in zwei Hälften teilt, den Song anzählt, die Leute aufeinander zurennen und sich der Saal für zwei Minuten in einen Rugby-Platz verwandelt. Wer sich nicht schnell genug in die hinteren Reihen flüchten konnte, wird wahrscheinlich nie wieder ein Casper-Konzert besuchen.

Danach geht es ruhiger zu, Balladen wie "Alaska“, "Hin zur Sonne“ und "Michael X“ dominieren den letzten Teil des Konzerts. Als Zugabe gibt es noch eine verlängerte Version von "So perfekt“ und dann ist nach leider nur 70 Minuten das Casper-Theater (ein bisschen Spaß muss sein) wieder vorbei. Tipp fürs nächste Mal: es werden mehr als elf Leute kommen und niemand wird Casper scheiße finden. Ein wenig mehr Musik wäre schön.