Bayreuth -. Christian Thielemann war lange Zeit nahezu untrennbar mit den Bayreuther Festspielen verbunden, doch zuletzt war ungewiss, wie es dort für ihn weitergeht. Jetzt gibt es Pläne.
Star-Dirigent Christian Thielemann soll auf den Grünen Hügel zurückkehren. Wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr, planen die Bayreuther Festspiele wieder mit dem 64-Jährigen. Das wurde demnach in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsrates der Festspiel-GmbH angekündigt.
Thielemann „wird zurückkehren, ja“, sagte Festspiel-Sprecher Hubertus Herrmann auf Anfrage. „Man befindet sich in Gesprächen zu zukünftigen musikalischen Aufgaben in Bayreuth“, betonte er am Montag. „Unterschrieben ist noch nichts.“ Künstlerische Besetzungen und Entscheidungen sollten „in unserer Pressekonferenz bekannt“ gegeben werden. Thielemann, der designierte Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden, bestätigte der dpa, dass er den „Lohengrin“ dirigieren wird.
„Maßstabgebende Interpretationen“
Die Oper steht in der eigentlich im vergangenen Jahr abgesetzten Inszenierung von Yuval Sharon mit einem Bühnenbild des Künstlers Neo Rauch nach einer zweijährigen Pause 2025 noch einmal auf dem Spielplan der Richard-Wagner-Festspiele. Thielemann war auch bis zum vergangenen Jahr Dirigent dieser Bayreuther „Lohengrin“-Inszenierung. Die Zukunft des Star-Dirigenten auf dem Grünen Hügel war zuletzt ungewiss - und das, obwohl er lange Jahre untrennbar mit Deutschlands berühmtestem Opernfestival verbunden war.
Sein Bayreuth-Debüt hatte er im Sommer 2000 mit den „Meistersingern von Nürnberg“ gegeben, der langjährige, 2010 gestorbene Festivalleiter Wolfgang Wagner war für ihn eher Ziehvater als Chef. Seither hatte er „die Festspiele alljährlich durch maßstabgebende Interpretationen geprägt“, wie es auf der Festspiel-Homepage heißt.
Thielemann gilt als einer der besten Wagner-Interpreten weltweit und ist erst der zweite Dirigent nach Felix Mottl (1856-1911), der alle zehn in Bayreuth aufgeführten Wagner-Opern auf dem Grünen Hügel dirigiert hat.
2010 wurde er musikalischer Berater der Festspiele und fünf Jahre später Musikdirektor. Diesen Posten ist er allerdings schon seit 2020 wieder los. Von einem wie auch immer ausgestalteten offiziellen Posten auf dem Grünen Hügel ist schon länger nicht mehr wirklich die Rede.
Im diesem Sommer war der derzeitige Chefdirigent der Staatskapelle Dresden, der die Festspiele musikalisch über ein Vierteljahrhundert geprägt hatte, nichtmal mehr dabei - 2025 soll er nun zurückkehren.
„Führer“ oder „Schützer“?
Für das Jahr ist auch eine Neuinszenierung der „Meistersinger von Nürnberg“ geplant. Als deren Dirigent hatte Festspiel-Chefin Katharina Wagner im Sommer Daniele Gatti angekündigt, der 2024 die Nachfolge von Thielemann in Dresden antreten soll.
Im - vorerst - letzten Jahr der Bayreuther „Lohengrin“-Inszenierung hatten Thielemann und Festspiel-Chefin Wagner 2022 ihre unterschiedlichen Auffassungen über die Frage ausgetragen, ob in der Oper das Wort „Führer“ im Bayreuther Festspielhaus erklingen sollte, - wo Adolf Hitler einst ein und aus ging.
Katharina Wagner hatte den Tenor Klaus Florian Vogt, der die Titelrolle sang, damals nach der Generalprobe gebeten, das Wort „Führer“ zum Ende der Oper über den Schwanenritter durch „Schützer“ zu ersetzen - zum Unverständnis von Thielemann.
„Für mich ist es immer so: Der ursprünglich angedachte Text ist der Originaltext und dem bleibt man treu“, sagte er der dpa im Sommer. „Ich ändere ja auch keine Noten - dann ändere ich auch keinen Text und bitte die Künstler in meinen Aufführungen, den Originaltext zu singen. Aber das sieht eben jeder anders und das muss man akzeptieren.“