Berlin. Gelassen statt nervös blickt die Band Juli auf die Veröffentlichung ihres neuen Albums. Nach neun Jahren Pause findet sich die Band in einer neuen Welt wieder, bleibt sich aber treu.
Immer wieder ein Album schreiben, aufnehmen und damit auf Tour gehen - in diesem Teufelskreis will die Band Juli nicht enden. „Dazwischen passiert wenig, was man in Liedern erzählen kann“, sagte Sängerin Eva Briegel im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
In den vergangenen Monaten habe die 44-Jährige deshalb oft Freunde und Familie gesehen, eingekauft, sogar gern auch ihre Steuererklärung gemacht. Die Band habe ganz normalen Alltag gelebt. „Das ist auch wichtig, weil man, wenn man in diesem Musik-Ding drin ist, alles abgenommen bekommt. Da verliert man die Verbindung zum normalen Leben.“ Nach neun Jahren ohne neues Album rückt nun jedoch die Musik wieder in den Vordergrund: Heute veröffentlicht die Band das Album „Der Sommer ist vorbei“.
Wie beim ersten Mal
Sich mit neuer Musik zurückzumelden sorge für „Debütalbum-Vibes“, sagte Gitarrist Jonas Pfetzing. Der Wunsch der Band sei es gewesen, wieder musikalische Unmittelbarkeit herzustellen. „Das fiel uns mal leichter, als wir noch jünger und unbedarfter waren“, so Pfetzing.
Zwischen 2004 und 2014 veröffentlichte die Band insgesamt vier Alben. Wie beim ersten Album „Es ist Juli“ habe sich die Band für das fünfte Album frei davon machen können, was andere über ihre Musik denken und einfach das gemacht, was Spaß macht. Einige neue Songs, wie „Fette Wilde Jahre“ oder „Fahrrad“, konnten Juli-Fans bereits als ausgekoppelte Singles hören.
Experimenteller Umgang mit Juli-Themen
Die Band suche oft im Gespräch nach gemeinsamen Themen für neue Musik. „Wir suchen nach Insidern aus der Vergangenheit und versuchen es dann so zu formulieren, dass wir damit sowas wie Basic-Emotionen ansprechen“, beschrieb Pfetzing die Arbeit der Band.
Das Ergebnis seien nun Lieder, die sich auch um klassische Juli-Themen drehen, so Briegel. Es gehe um Aufbruch, Nostalgie, sich gegen Zwänge wehren und das Zurückholen in den Moment, beschrieb sie.
Mit ihrer Musik habe Juli ihr ganz eigenes Genre gefunden, sagte der Mitbegründer der Indie-Rock-Band Madsen, Sebastian Madsen: „Das kann man nicht beschreiben. Es ist eher ein Gefühl.“ In den letzten Jahren sei die Musik der aus dem mittelhessischen Gießen stammenden Band experimenteller und mutiger geworden.
Durch Briegels schwelgerische, melancholische Stimme mache die Band zwar Popmusik, jedoch mit unaufgeregtem Charakter, sagte der Musiker. In den letzten Jahren hatte Madsen sowohl mit Briegel als auch mit Pfetzing zusammengearbeitet.
Neue Herausforderungen
Zurück aus einer langen Pause stellen Briegel und Pfetzing genauso wie Madsen fest, dass sich die Musikwelt in den vergangenen Jahren geändert hat. „Ich fühle mich bei jeder Veröffentlichung wie ein verloren geglaubter Astronaut, der sich immer wieder neu auf der Erde zurecht finden muss“, beschreibt Madsen.
Für Juli spielen vor allem soziale Medien eine entscheidende Rolle: „Sie sind super für die Künstler-Fan-Bindung. Gleichzeitig können sie auch entzaubern. Ich möchte nicht alles von allen sehen und nicht allen alles zeigen“, sagte die Juli-Sängerin. Die Band sei gerade noch auf der Suche nach dem richtigen Weg zwischen Nähe und Distanz zu ihren Fans. Neue Musik müsse außerdem heute ganz anders beworben werden.
Mit ihrem neuen Album gehen Juli in diesem Jahr noch auf Tour. Im Sommer spielt die Band zudem auf verschiedenen Festivals. „Die Veröffentlichung ist ein Startschuss fürs Machen“, sagte Briegel lächelnd. In beiden Welten, der Musikwelt und dem normalen Leben, sein zu dürfen, empfinde die in Baden-Württemberg geborene Musikerin als Luxus. Durch die Erfahrung in der Vergangenheit mache sich kurz vor der Veröffentlichung statt Nervosität eher Vorfreude und Gelassenheit breit.