London. Ein Internetvideo, in dem er den Seashanty „Wellerman“ sang, machte den Postboten Nathan Evans zum Popstar. Nun hat der Schotte sein erstes Album aufgenommen - mit „Wellerman“ und weiteren Shanty-Gassenhauern.

Mit seiner TikTok-Performance von „Wellerman“ landete der schottische Postbote und Hobbysänger Nathan Evans vor fast zwei Jahren einen Überraschungshit - und löste eine Art Shanty-Hype aus. „There once was a ship that put to sea, the name of the ship was the Billy of Tea“ - Menschen aus aller Welt sangen auf einmal den rund 150 Jahre alten Ohrwurm mit. Nach weiteren Singles und unzähligen „Wellerman“-Remixes veröffentlicht Evans nun sein erstes Album.

„Wellerman - The Album“ heißt es schlicht und eröffnet auch gleich mit dem Song, der Evans unerwartete Musikkarriere lancierte. Wer von dem Song nicht genug bekommen kann, kriegt später auch noch einen weiteren, tanzbaren Remix. Wie viele offizielle „Wellerman“-Versionen es mittlerweile gibt, ist schwer zu sagen. Die gute Nachricht für Genre-Fans: Das Album enthält auch ein Dutzend anderer Shantys.

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Der wohl bekannteste ist „Drunken Sailor“, besser bekannt als „What Shall We Do With The Drunken Sailor“. „Wild Mountain Thyme“ ist ein Folkklassiker, dessen Ursprünge wohl über 200 Jahre zurückliegen. Das stimmungsvolle „The Banks Of Sacramento“ kennen deutsche Fans von Seemannsliedern als plattdeutsches „De Hamborger Veermaster“. Evans hat dem Klassiker, der auch schon auf Schunkelalben von James Last zu hören war, einen modernen, dezent poppigen Anstrich verpasst.

Wie aus einem Guss

Der 27-Jährige hat sich zudem einige weniger alte Songs vorgeknöpft, zum Beispiel „Shanty Man“ von den Fisherman's Friends (2002) oder „Bully Boys“ von Alan Doyle (2017). Die radiotaugliche Produktion mit ziemlich glatten Harmonien sorgt dafür, dass alles auf dem Album wie aus einem Guss klingt. Das birgt jedoch das Risiko, dass man sich an diesem sehr markanten, polierten Nathan-Evans-Sound bald satt hört.

Nach der unaufhörlichen Flut von „Wellerman“-Remixes war eine tanzflächentaugliche Abmischung mit angesagten EDM-Beats für „Drunken Sailor“ ebenfalls unvermeidlich. Sie erinnert ein wenig an Scooters Version von Bots' „Sieben Tage lang (Was wollen wir trinken)“, besser bekannt als „How Much Is The Fish?“.

Für langjährige Seashanty-Fans ist so viel Elektronik wohl eher gewöhnungsbedürftig. Aber zum versöhnlichen Ausklang des Albums singt Evans ein kerniges Duett mit der Schleswig-Holsteiner Band Santiano - zur Abwechslung nicht „Wellerman“, sondern das Lied „Santiano“.