Christoph Marthaler spielt in „Übermann oder Die Liebe kommt zu Besuch“ mit dem Absurden

Den Schweizer Regisseur Christoph Marthaler und das Deutsche Schauspielhaus verbindet eine lange Geschichte. Eine überaus fruchtbare und erfolgreiche dazu. Ab dem 18. März ist an der Kirchenallee ein Stück zu sehen, das schon einen typischen Marthaler-Titel trägt. „Übermann oder Die Liebe kommt zu Besuch“ heißt es und orientiert sich an Alfred Jarry.

Aus dem beliebten Spiel mit einem ­Titel, der eine Alternative anzubieten scheint, macht Marthaler hier ein theatrales Konzept. Die sieben Darstellerinnen – allesamt Frauen – scheinen sich einfach nicht entscheiden zu können. Schließlich weiß man nie, was man verpasst hätte, hätte man sich anders entschieden. Der französische Schriftsteller Alfred Jarry (1873–1907) hat selbst mit Leidenschaft die „Wissenschaft von den imaginären Lösungen“ betrieben. Der Stoff hat auf jeden Fall das Zeug für ein großes, herrlich absurdes Theatervergnügen.

Christoph Marthaler, Jahrgang 1951, begann als Theatermusiker, bevor er sich auf größere Formate verlegte. In Hamburg kreierte er in der Ära Frank Baumbauer mit „Goethes Faust – Wurzel 1+2“, „Stunde Null oder die Kunst des Servierens“ und auch mit Klassikern wie Ödön von Horváths „Kasimir und Karoline“ in den 90er-Jahren unvergessliche Abende. Prägend für seine Arbeiten sind die wuchtigen hölzernen Bühnenbauten seiner kongenialen Bühnenbildnerin Anna Viebrock sowie eine ganz eigene, entschleunigte Theatersprache, die schon früh mit Formen der Performance experimentierte. Marthaler entwickelte regelrechte Partituren für seine Abende, denen stets eine besondere Musikalität innewohnt. Und ein sehr eigenwilliger Humor.

Die Rückkehr nach Hamburg unter der Intendanz von Karin Beier war glückhaft. Marthalers Stilrevolution gilt heute fast als Bühnenklassiker. Zuletzt ­inszenierte er Hochkomisches wie „Der Entertainer“ oder „Die Wehleider“. Gleiches sollte ihm auch mit der Liebe gelingen. Zumal aus­gewiesene Marthaler-Kenner auf der Bühne stehen wie Clemens Sienknecht und als die sieben Liebe suchenden Damen: Bet­tina Stucky, Gala ­Othero Winter, Altea Garrido, Rosemary Hardy, Sachiko Hara, Anja Lais und Sasha Rau.

„Übermann oder Die Liebe kommt zu Besuch“ 18.3., 19.30, Schauspielhaus (UA). Karten zu 10,- bis 69,- unter T. 24 87 13. Weitere Vorstellungen:
19.3., 2. und 26.4.