Hamburg. Entertainer bleibt nicht der einzige Überraschungsgast des Panikrockers. 44.000 Fans im Volksparkstadion begeistert von der Udo-Show.
Heimspiel im Volksparkstadion. 44.000 Fans, aber diesmal kein ödes HSV-Gekicke mit Pfeifkonzert bereits zur Halbzeitpause, sondern Top-Stimmung schon als um 20.10 Uhr die Titelmusik von "Der Pate" aus den Boxen tönt. Udo ist da, also keine Panik, der wird das Ding schon schaukeln - und singt passenderweise "Einer muss den Job ja machen". Ja, er macht ihn, und er macht ihn gut, ist eben eine "Coole Socke" und kann auch mehr als 40 Jahre nachdem der Song zum ersten Mal zu hören war, immer noch mit "Cello" rühren.
Wild wogende See, Blitz und Donner auf der Leinwand, der Bug des "Rock Liners" fährt auf die Bühne, während Udo am Drahtseil durch das Stadio schwebt - ein Auftakt mit ordentlich Wumms.
Die Menge klatscht, singt, tanzt, jubelt: Udo Lindenberg in Hamburg, das ist ein Heimspiel. Garantiert ohne Pfeifkonzert.
Lindenberg erhebt Stimme gegen Rechts
Im Gegenteil. Es gibt tosenden Applaus, als Udo gegen die neuen Nazis das Wort erhebt. Europa sei tolerant und weltoffen, Deutschland sei tolerant und weltoffen und Hamburg erst recht. Da hat der braune Pöbel – und damit meint er auch die AfD – keinen Platz. Die „Bunte Republik Deutschland“ wird besungen, an die Straßenkämpfe von früher erinnert, bei denen für eine bessere Welt gestritten wurde. „Macht weiter mir Rock gegen Rechts“ ruft Udo und kassiert die nächste Ladung Stadionjubel.
Bei „Sternenreise“ leuchtet das weite Rund im Licht der Smartphone-Taschenlampen, die „Honky Tonk Show“ ist auch Dank großartiger Sängerinnen ein Fest. Und dann tobt das Stadion, denn der andere Lokalmatador betritt die Bühne: Otto, der gemeinsam mit Udo den AC/DC-Klassiker „Highway to Hell“ covert. Nun heißt es „Auf dem Heimweg wird’s hell“ und tatsächlich dauert das Konzert zu diesem Zeitpunkt schon knapp zwei Stunden.
„Hinterm Horizont“ singt Lindenberg mit Josephine Busch, die in Berlin im gleichnamigen Musical, das im November nach Hamburg kommt, die weibliche Hauptrolle spielte und sang. Und dann die (kleine) Sensation: Bei „Johnny Controlletti“ und „Sonderzug nach Pankow“ sitzt Stefan Raab am Schlagzeug. Mit Anzug, Hemd, Krawatte und sichtbar großem Spaß. „Candy Jane“ ist ein Rocker, der fast kein Ende findet, „Reeperbahn“ eine fünfminütige Reise ins Glück, für die nun auch der Letzte im Stadion aufgesprungen ist, tanzt, klatscht und singt.
Eine tolle Party ist das, 2 Stunden und 50 Minuten dauert sie. Am Ende Funkenfontänen, Rauch, Knalleffekte und die Gewissheit, einen völlig ungefährdeten Heimsieg miterlebt zu haben.