7000 Fans haben sich am Dienstag zum “Endboss“ Marteria in der ausverkauften Hamburger Sporthalle durchgekämpft und bekamen dafür zwei Stunden lang Berliner Hip-Hop auf der Höhe der Zeit. Mal randalierend und mal berührend.
Hamburg. "Die Zukunft des deutschen Hip-Hop könnte Marteria heißen", schrieben wir im Jahr 2010. Da hatte der aus Rostock stammende Kreuzberger Rapper zwar schon sein viertes Album "Zum Glück in die Zukunft" fertig, das tatsächlich in den Top-Ten landete. Aber an eine mit 7000 Fans ausverkaufte Sporthalle wie am Dienstag war noch nicht zu denken. Damals trat Marteria noch im Schanzenclub Waagenbau auf.
Aber mit seinem aktuellen, exzellent arrangierten Album "Zum Glück in die Zukunft II" hat sich Marteria im Januar neben Casper (der kommt am 21. März in die Sporthalle) als "Endboss", als "Bruce Wayne" unter den hiesigen Rappern etabliert. Und (nicht nur) die ersten zehn neuen Lieder seines Hamburger Konzerts zeigen auch, warum.
Er beherrscht das Spiel zwischen eingängigen Party-, Randale- und Exzess-Hymen wie "OMG!", "Kids", "Die Nacht ist mit mir" und "Bengalische Tiger", aber auch tatsächlich berührende, persönliche Nummern wie dem Vaterwerdungssong "Gleich kommt Louis". Wenn 7000 Kehlen unisono "Alle ham 'nen Job, ich hab Langeweile! Keiner hat mehr Bock auf Kiffen, Saufen, Feiern" rufen, ist klar: Das hier ist bunter Konsens-Hip-Hop zwischen "Lila Wolken" und "Grüner Samt".
Es macht Spaß, zuzusehen, wie sich Marteria, seine Liveband inklusive Soulbombe Miss Platnum und ein Saal voller Kopfnickern eine zwei Stunden lange "Auszeit" nehmen, da darf es nach dem mörderisch ravendem "Feuer" mit "Welt der Wunder" auch mal kitschig werden. Wobei: "Wir leben auf einem blauen Planeten, der sich um einen Feuerball dreht, mit 'nem Mond, der die Meere bewegt – und du glaubst nicht an Wunder?", da steckt eine einfache, aber für jeden offensichtliche Wahrheit drin. Die Zukunft des deutschen Hip-Hop könnte gern weiterhin Marteria heißen.