Martin Kusej inszeniert im Thalia-Theater Feydeaus Komödie “Floh im Ohr“

Mit einem Floh, der einem ins Ohr flüstert, beginnt es. Das Misstrauen schleicht sich an. Gewissheit muss her. Und die quält das Bühnenpersonal des französischen Komödien-Schreibers Georges Feydeau nicht zu knapp. "Floh im Ohr" heißt das 1907 uraufgeführte Verwechslungsspiel, das am 24. 4. im Thalia-Theater Premiere feiert.

Manchem könnte das Lachen im Halse stecken bleiben. Denn am Regiepult steht einer, der noch jeden Dramenabgrund mit dem Mikroskop seziert hat: Martin Kusej. Der kernige Kärntner hat schon mit Horvaths "Geschichten aus dem Wiener Wald" und Marlowes "Edward II." am Alstertor Erfolge gefeiert. 2005 übernimmt er die Schauspielleitung der Salzburger Festspiele. Er gilt als misanthropischer Stückezertrümmerer, obwohl er kaum eine Zeile verändert. Und er liebt die bildliche Wucht von Erde, Wasser und Blut. So einer inszeniert eine Komödie?

"Ja, das Genre reizt mich. Ich habe mal ein Kinderstück inszeniert. Die Kinder fanden es toll. Die Lehrer waren entrüstet", erzählt Kusej lächelnd. "Es war auch nicht komisch. Aber komisch wird es immer erst dann, wenn es um Leben und Tod geht. Der Floh liefert da Anlässe genug."

Ein gutbürgerlicher Ehemann gerät in falschen Betrugsverdacht. Mit Hilfe einer Freundin sinnt die Gattin auf Überführung. Dabei gerät die Freundin in Verruf, die Gattin selbst in eine brenzlige Situation mit einem Verehrer, ihr Mann sogar in Todesnähe durch den eifersüchtigen Ehemann der Freundin. Die bürgerliche Gesellschaft probt in einem zwielichtigen Hotel den Ausbruch. Und kehrt am Ende beschämt und blamiert ins Wohnzimmer zurück. Leicht wird Zyniker Kusej es den Figuren mit einem nonchalanten Happy End nicht machen. Für ihn liegt das Thema tiefer: "Ich versuche die Angst vor dem Lügengebäude zu bedienen." Hierfür verlegt er die Belle Epoque Feydeaus in eine neureiche 70er-Jahre-Kulisse. Sonst hält er sich an jede Regieanweisung: "Wenn die Distanz der Türen nicht stimmt, verwackelt der ganze Rhythmus." Die größte Gefahr sieht Kusej darin, die Radikalität und den Ernst zu verlieren. "Dann rutscht das ganz schnell in eine Schmiere ab. Und das wird definitiv nicht lustig."

Floh im Ohr Premiere Sa 24. 4., 20.00, Thalia-Theater (U/S Jungfernstieg), Alstertor, Karten zu 12,- bis 60,- unter T. 32 81 44 44