Hamburg. Die Kino-Dino-Ära geht weiter. „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ bietet als sechster Teil der Film-Reihe vor allem absurde Action.

Wenn nur die ersten Akkorde des Soundtracks erklingen, erkennen die meisten schon den dazugehörigen Film. Und kommen sofort ins Schwärmen. „Jurassic Park“ ist einer der ganz großen Filmklassiker, der Jung und Alt vereint. Er hat bei einer ganzen Generation von Kindern zu einer regelrechten Dino-Manie geführt. Die konnten plötzlich all diese Ur-Echsen mit den komplizierten Namen genau unterscheiden – und ließen uns Ältere noch etwas älter aussehen.

Aber auch wir kamen aus dem Staunen nicht heraus. Bis dahin waren ja alle Versuche, die längst ausgestorbenen Riesentiere filmtricktechnisch wieder zum Leben zu erwecken, niedlich bis lächerlich. Doch die damals revolutionären digitalen Möglichkeiten machten den Film 1993 zu einem verblüffenden Erlebnis. Und führte zu einem höchst ertragreichen Franchise mit Dino-Figuren, Dino-Tassen, Dino-Shirts.

Kino: Jurassic Park wird zu Jurassic World

Klar, dass da das Kino weiter mitverdienen wollte. Auch wenn Regisseur Steven Spielberg schon nach zwei Filmen ausstieg und von den Stars nach Teil drei keiner mehr Lust hatte. So was hat Hollywood aber noch nie abgehalten. Dreht man halt eine neue Trilogie. Mit leicht anderem Titel, „Jurassic World“. Und jüngerem Personal. Und ist auch die letzte Saurier-Art schon ausgereizt, lässt man halt ganz neue Arten genmanipulieren.

Am Ende des letzten Films, „Jurassic World 2: Das gefallene Königreich“ (2018), verließen die Urviecher endgültig die abgeschiedene Insel, wo sie einst im Vorzeitenpark gezüchtet wurden – und drangen in die Welt der Menschen ein.

Jurassic World Teil 3: Schwieriger Genre-Mix

Wie aber will man das noch einmal toppen? Man kann sich richtig ausmalen, wie die Entscheidungsträger des Filmstudios da beisammenhockten. Und naturgemäß bald auf „Star Trek“ kamen. Oder auch auf „X Men“. Kinoreihen, die ebenfalls in eine Next Generation gingen. Und dabei schon mal die Ur-Besetzung auf ihre Nachfolger treffen ließ. Da muss man es doch auch schaffen, Chris Pratt und Bryce Dallas Howard aus den neuen „Jurassic World“-Filmen mit Laura Dern, Jeff Goldblum und Sam Neill, der Ur-Besetzung von vor fast 30 Jahren, zu vereinen ...

Das hat den Machern des sechsten „Jurassic“-Films allerdings nicht gereicht. In der Angst vor einem möglicherweise saturierten, ermüdeten Publikum werden ständig neue Anreize geschaffen, die den Film schier zum Platzen bringen. „Jurassic World 3: Ein neues Zeitalter“ ist kein reiner Dino-Monsterfilm mehr wie seine Vorgänger, sondern – wie der Indominus Rex in „Jurassic World 1“ – ein Klon: eine Mischform aus verschiedenen Genres, die nur schwer zusammenpassen.

Neue Generation trifft auf Ur-Besetzung

Schon der Versuch eines Kurzinhalts mutet etwas wirr an. Alle bekannten Figuren werden noch mal eingeführt, daneben auch zwei ganz neue. Allein das führt zu einer recht langen Exposition. Dann muss noch mal erzählt werden, dass Mensch und Ur-Tier irgendwie nebeneinanderleben. Mit Flugechsen, die auf Hochhäusern nisten. Oder Raptoren, die nachts im Wald lauern wie früher Wölfe. Wie da eine friedliche Koexistenz möglich sein soll oder auch nur ein regulärer Flugverkehr, das wissen die Drehbuchautoren allein.

Immerhin: Die Dinos werden von einem mächtigen Biotech-Unternehmen namens Biosyn ausfindig gemacht, um an einen sicheren Zufluchtsort transportiert zu werden. Aber natürlich ist dieser Konzern weit weniger wohltätig, als er vorgibt. Während er mit gentechnischer Optimierung von Nutzpflanzen vermeintlich die Lösung des Welthungerproblems anstrebt, werden in Wirklichkeit mit Dino-DNA Riesenheuschrecken erzeugt, die das Geschäft mit der Nahrung endgültig zum Weltmonopol machen. Auf diese fiese Strategie kommen die alten und neuen Helden aber nur zufällig. Wollen sie doch eigentlich nur die Dino-Spezies schützen.

Teil sechs schleppt sich zäh und behäbig voran wie ein Brontosaurus. Dabei lässt er sich nie Zeit für die ikonischen Momente der Vorgänger. John Williams’ berühmte Musik wird nur kurz angerissen, aber nie ausgespielt. Auch imposante Bilder ­friedlich-majestätischer Saurier werden auf wenige Augenblicke reduziert. Und der bekannte Grusel, wenn sich eine Gefahr im Erzittern einer Wasserlache ankündigt, erwartet man hier leider vergeblich.

Stattdessen wird jede Menge absurde Action geboten. Etwa eine Motorradhetzjagd durch Maltas Hauptstadt. Ein James-Bond-Moment, aber eben mit Tyrannosaurus-Rex-Verfolgern. Und als nach fast zwei Stunden endlich die Stars der ersten Filme auf die der jüngeren Teile treffen, fällt den Autoren nichts dazu ein. Ein Spruch am Rande sorgt indes für Erheiterung: „Und wer bist du gleich?“ Wo sonst rituell immer eine Figur schockiert durch die Zahnreihen eines Sauriers gucken muss, sind es diesmal alle Stars auf einmal. Auch das ist eher unfreiwillig komisch.

Dino-Kino-Ära geht zu Ende – endlich

Wer sich nicht einigermaßen auskennt im Jurassic-Universum und zumindest Teil fünf gesehen hat, der ist ziemlich aufgeschmissen. Und selbst wer einfach einen Dino-Spaß erwartet, wird eher enttäuscht. Die Saurier geraten immer mal wieder fast in Vergessenheit. Und werden erst aus dem Hut gezaubert, wenn die Handlung zu sehr durchhängt.

Teil sechs wird angekündigt als das epische Ende der ­Dino-Kino-Ära. Tatsächlich ist die Reihe damit an einem toten Punkt angelangt. Jetzt ist auch mal gut. Aber auch das hat Hollywood ja noch nie abgehalten …

„Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ 147 Minuten, ab 12 Jahren, läuft in der Astor FilmLounge, Im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Hansa, Savoy, in den UCIs Munds­- burg/Othmarschen/Wandsbek