Hamburg. Regisseur Bastian Günther zeichnet in „One Of These Days“ das entlarvende Bild eines Amerikas zwischen Bibelkreis und Konsumwahn.

Was ist das für ein trauriger Film, der anfangs so viele optimistische Menschen zeigt und diese dann derart erbarmungslos an ihre Grenzen führt, dass die Geschichte buchstäblich mit einem Knall endet? Ein Autoverkäufer preist in einem texanischen Städtchen einen Wettbewerb an, in dem derjenige einen Truck gewinnt, der am längsten mindestens eine Hand an dem Auto halten kann – mit fünf Minuten Pause jede Stunde und 15 Minuten alle sechs Stunden.

Und so stehen dann also 20 Männer und Frauen in gelben ­T-Shirts bei dieser Werbeaktion mit Volksfestcharakter um das Gefährt des Glücks. Zyniker und Rassisten, Kirchenfrau oder Kellnerin kämpfen dabei als Querschnitt der Gesellschaft mit Hitze und Müdigkeit, unter­einander und mit sich selbst, begleitet von der nimmermüden Marketingfrau Joan (Carrie Preston), die die modernen Gladiatoren ziemlich erbarmungslos antreibt, wenn sie sich nicht gerade selbst in schnellen Sex und Onlinedating flüchtet.

Filmkritik: Film beruht auf wahrer Begebenheit

Wahrscheinlich bedarf es des außenstehenden Blicks des deutschen Regisseurs Bastian Günther, der hier den American Dream als Tanz ums Goldene Kalb inszeniert – mit der Verehrung des Autos als kurzen Wegs zum großen Glück.

Mit viel Gefühl für seine Figuren, bei denen der zunehmend verzweifelnde Familienvater Kyle (überzeugend: der Brite Joe Cole, bekannt aus „Peaky Blinders“ und „Gangs of London“) im Blickpunkt steht, zeichnet „One Of These Days“ das entlarvende Bild eines Amerikas zwischen Bibelkreis und Konsumwahn, das verzweifelte Glücksritter der Volksbelustigung zum Fraß vorwirft. Selbstredend, dass der Film auf einer wahren Begebenheit beruht.

„One Of These Days“ Drama, 121 min., von Bastian Günther, mit Carrie Preston, Joe Cole, Callie Hernandez, läuft im Studio Kino