Hamburg. Das neue Album des Hamburger Musikers Sven Bünger Hoffnung. „Angst ist nur ’ne Illusion“ erzählt von Trauer, Trennungen und Demut.

„Angst ist nur ’ne Illusion“ – ein Album mit solch einem Titel lässt dieser Tage besonders aufhorchen. Angesichts von Krieg und Corona: Ist die Bedrohungslage nicht allzu real? Der Hamburger Musiker Sven Bünger ist keiner, der wirklichkeitsfern seine Lieder schreibt.

Vielmehr befasst er sich auf seiner neuen Platte mit den Geistern und Dämonen, die uns begleiten, wenn keine akute Gefahrenlage vorherrscht. Wenn aber der Alltag drückt, die kleinen und großen Nöte. „Wenn ich nächtelang nicht schlafe / zwischen meinen Sorgen wohn“, wie Bünger im Titelsong singt.

Neues Album: Bünger zeigt neue Facette

Hier erzählt einer äußerst wahrhaftig davon, sich nach und nach aus lähmenden Zuständen herauszuschälen. Zu atmen. Zu sich zu kommen. Und sich von einer stetig brodelnden Furcht nicht vereinnahmen zu lassen. Themen wie Trauer und Trennung, Warten und Altern, Demut und Hoffnung verhandelt Sven Bünger mit ruhiger Kraft.

Und seine raue wie eindringliche Stimme erhebt er diesmal nicht zur Gitarre, sondern zum fein-reduzierten Spiel des Pianisten Christoph Klinger. Eine spannende neue Facette des Songschreibers und Produzenten, der auch Kolleginnen und Kollegen wie Johannes Oerding, Anna Depenbusch, Madsen und Ulrich Tukur mit maßgeschneiderten Songs versorgt.

Neues Album mit eigenen Songs, aber auch Covern

Die Eigenkompositionen und Coverversionen, die auf seinem neuen Album zu hören sind, zeigen Sven Bünger jenseits jeder Fassade. Nah und nachdenklich, verletzlich und voller Sehnsucht nach dem Guten im Menschen. Wie er in „Steinalte Kinder“ an das Unbeschwerte in uns appelliert, das durch das ganze erwachsene Streben überlagert wird, ist anrührend und tröstend zugleich.

Und mit „Bevor du gehst“ hat er im Duett mit Nina Müller ein versöhnliches Abschiedslied erschaffen, das das Scheitern einer Beziehung nicht in Hass münden lässt, sondern in Verzeihen.

Zusammenarbeit mit Nina Müller

Sven Büngers Platte ist kein eigenbrötlerisches Werk, sondern atmet viel kooperativen Spirit. Vor allem dank der Zusammenarbeit mit der Hamburger Texterin und Musikerin Nina Müller, auch bekannt durch ihr Duo Poems For Jamiro sowie mit ihrem neuen Projekt WIM. Denn das Image des einsamen Wolfs (respektive alten weißen Mannes) ist bei Weitem nicht so cool wie jemand, der sich öffnet und die Komfortzone ein ums andere Mal verlässt.

Auch wenn das mitunter der anstrengendere Weg ist. Der Song „Starke Frauen bin ich gewohnt“ kündet von diesem Prozess. „Es gehört für mich dazu, sich zu fordern, sich zu streiten und ich schätze starke Meinungen sehr“, sagt Sven Bünger über diese Nummer. „Dazu gehört für mich auch immer, am Ende auf das Verbindende zu blicken.“

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Büngers Songs: melanchonisch und aufbauend

Auf seinem neuen Album singt Sven Bünger mit intensiver Hingabe auch Lieder von definitiv tollen Frauen, von Hildegard Knef und Annette Humpe. Sein Album endet wiederum mit „Im Dunkeln“ von der Rockband Madsen. Und es beginnt mit „In die Stille“, einem melancholischen wie aufbauenden Lied des 2012 gestorbenen Nils Koppruch.

„Und erzähl mir dass du nicht aufgibst / 
mach dass ich weiß / du bist immer noch da / auch wenn du schweigst“, heißt es in dieser Ballade. Mitunter reicht schon das Erzählen, in einer Geschichte oder einem Song, und die Angst wird weniger.

Sven Bünger: „Angst ist nur ‘ne Illusion“ (Chefrecords Ratekau)