Hamburg. Die Berliner Sängerin Lisa Bassenge und Pianist Jacob Karlzon zollten wegweisenden Künstlerinnen Tribut im Kleinen Saal.
Vor zwei Jahren schon wollte Lisa Bassenge ihr Album „Mothers“ in der Elbphilharmonie vorstellen. Pandemiebedingt fiel das Konzert im Kleinen Saal aus. Umso glücklicher ist die Berliner Sängerin beim Nachholtermin: „Endlich wieder Applaus“, freut sie sich nach dem ersten Nummern. Mit dem schwedischen Pianisten Jacob Karlzon und dem dänischen Bassisten Andreas Lang hat sie zwei exquisite Musiker mitgebracht.
„Mothers“ ist ein Projekt, bei dem sie mit einer Ausnahme, nämlich Elliott Smiths „Los Angeles“, ausschließlich Songs von Sängerinnen interpretiert, die sie fast alle zu ihren Idolen zählt. Billie Holiday gehört genauso dazu wie Carole King, Joni Mitchell oder Suzanne Vega. Aber auch Billie Eilishs „All The Good Girls Go To Hell“ findet sich auf dem Programmzettel. „Auf Billie Eilish bin ich durch meine Kinder gestoßen“, erzählt sie.
Die Soli von Pianist Jacob Karlzon ergänzen die Songs perfekt
Nähe zum Auditorium im ausverkauften Saal erreicht die sympathische Künstlerin auch durch die ausführlichen Anmoderationen der Songs. Bassenge erklärt die Herkunft der Lieder und erzählt etwas über die Sängerinnen und die Umstände, unter denen die Stücke entstanden sind. Wie zum Beispiel beim „Freight Train“, einen Blues, den die damals erst 14-jährige Elisabeth Cotten, ein schwarzes Hausmädchen, Anfang des 20. Jahrhunderts geschrieben hat.
In ihren Interpretationen hält Bassenge sich meistens an die Vorlage des Originals, etwas mehr Mut bei den Arrangements hätte dem Album gut getan. Wer Songs covert, begibt sich zwangsläufig in die Konkurrenz zur ursprünglichen Interpretin. Bei Billie Holidays „Some Other Spring“ erreicht Bassenge nicht die Tiefe des Originals. Dafür gelingen ihr die Country-Nummern „Three Cigarettes In An Ashtray“ von Patsy Cline und Loretta Lynns „Don’t Come Home A-Drinking“ vorzüglich.
Weitere Höhepunkt des Konzertes sind immer wieder die ausführlichen Soli von Pianist Jacob Karlzon. Der Schwede, der gerade mit seinem Trio das Album „Wanderlust“ veröffentlicht hat, zählt zu den versiertesten Jazz-Pianisten Europas. Das Publikum ist begeistert von dem Spiel des Trios und bekommt als Zugabe den Song eines Mannes: Den Schlusspunkt setzt Bassenge mit Neil Youngs „Don’t Let It Bring You Down“.