Hamburg. In „Werkstatt der Kreativität“ präsentiert die Schule von John Neumeiers Hamburg Ballett eine große Bandbreite mit eigenen Choreografien.
Der Ballettnachwuchs hatte es nicht leicht in den vergangenen Jahren. Es mangelte an Auftrittsmöglichkeiten. Dass trotzdem intensiv gearbeitet und kreiert wurde, ist der „Werkstatt der Kreativität XII“ der Ballettschule des Hamburg Ballett John Neumeier anzusehen, die in diesen Tagen traditionell im Ernst Deutsch Theater über die Bühne geht. Es ist eine enorme Bandbreite an Bewegungshandschriften und eine schöne Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten, die die Theaterklassen hier in eigenen Choreografien präsentieren.
Joshua Williams führt mit „Sea at Storm“ einen eleganten, mimetisch angelegten Widerstand gegen tosende Elemente vor, den sieben Tänzerinnen und Tänzer in zarten Kostümen und langen Hosen ausführen. Vielfach mischen sich in die Bewegungssprache des Balletts zeitgenössische, moderne Ansätze, wie etwa Slides und Bodenrollen. Ben van Beelen etwa verlegt sich in „A Dot in the Void“ auf schwungvolle, eher geometrische Tanzfiguren.
Ballettnachwuchs-Schau: Schlusspunkt erinnert an Pina Bausch
Es gibt insgesamt vier Soli, die anlässlich des „Young Creation Award 2022“ des Prix de Lausanne entwickelt wurden. Euphorisch gefeiert wird der Ausnahmetänzer Giuseppe Conte in Nika Ferjans Solo „The Noise of Outside“. Dynamisch, ja virtuos und sehr fluide präsentiert sich Conte als präzise Tänzerpersönlichkeit mit großer Vielfalt an expressiven Bewegungen und Gesten. Den Wettbewerb gewonnen hat dann aber Milla Loock mit dem temporeichen und postmodernen „Cognition“ und einer phänomenal biegsamen Anita Ferreira. Neben einem großen technischen Vermögen offenbart sie eine eindringliche Ausdrucksbreite.
Große Gruppenchoreografien bilden nach der Pause den Höhepunkt. Zur magischen Musik von FKA Twigs‘ „Thousand Eyes“ verlegt sich Darcie Ridder für „Asphyxia“ eher auf das Erzählerische als die Demonstration von athletischer Finesse. Fulminanter Schlusspunkt ist schließlich Gabriel Barbosas schon sehr ausgereiftes, an Pina Bausch erinnerndes Tanztheaterwerk „Anima“ mit Musiken von Ligeti, Britten bis zu Rimski-Korsakow. Das gesamte Ensemble tanzt in Alltagskleidern und findet zu einer virtuosen, fast dadaistischen Bewegungs- und Körpersprache.
„Werkstatt der Kreativität XII“ bis 2.3. und 4. bis 6.3., jew. 19.30 Uhr, Ernst Deutsch Theater, Friedrich-Schütter-Platz 1, Karten unter T. 22701420; www.ernst-deutsch-theater.de