Hamburg. Ein UK-Duo entdeckt seine dunkle Seite, eine US-Band singt über Licht und Schatten und eine Alternative-Sängerin dreht Klassiker auf links.
„Always look on the bright side of life”, sang das Ensemble von Monty Python seinerzeit. Und Musik ist ja immer eine schöne Möglichkeit, auf die Licht-, aber auch auf die Schattenseiten des Lebens zu schauen. Das neue, vierte Album „Brightside“ (Universal) der US-Folk-Rocker The Lumineers aus Denver ist dafür ideal. Schon der Auftakt mit dem Titelsong ist anschmiegsam arrangiert und mehrdeutig mit seiner Beschreibung eines auf einer Brücke liegen gebliebenen Oldsmobiles. Wo geht das Leben weiter, und wie? Auf der Platte mit dem beatlesquen „A.M. Radio“, dem genauso eingängigen „Birthday“ und den Klavierballaden „Big Shot“ und „Rollercoaster“.
Die Produktion von Simone Felice beschränkt sich auf das Allernötigste und höchstens ein wenig Hall, und auch die Band, die abgesehen von Gastmusikern nur noch aus dem Gründungsduo Wesley Schultz und Jeremiah Fraites besteht, übertreibt es nur selten mit Pathos und Übermut. Kleine Schritte, kurze Lieder und spärliche Instrumentierung entfalten eben manchmal mehr Effekte als die überproduzierten Popmonstrositäten unserer Zeit.
Cat Power präsentiert ihr drittes Coveralbum
Und noch eine ruhige Platte für einen ereignisarmen Januar: „Covers“ (Domino Records) ist nach „The Covers Record“ (2000) und „Jukebox“ (2008) das dritte Album von Alternative-Sängerin Cat Power aus Atlanta, das sich Liedern aus fremden Federn widmet, wobei Charlyn Marshall Coverversionen auf fast allen ihrer zehn Alben präsentiert.
Dieses Mal werden Werke von Frank Ocean („Bad Religion“), Jackson Brown („These Days“), The Pogues („A Pair Of Brown Eyes”), Nick Cave („I Had A Dream Joe“) und Lana Del Rey („White Mustang”) teilweise sehr radikal entkernt, entschlackt und entschleunigt nur von Klavier, Gitarre, Akkordeon oder Harmonium getragen. Das steht im Vergleich mit den Originalsongs nicht jeder Interpretation gut, andererseits fällt das nicht so oft auf wie bei den Vorgängeralben, wo sich Cat Power teilweise wüst verhob, mit „I Can’t Get No) Satisfaction“ von den Rolling Stones zum Beispiel. Für den Höhepunkt von Covers braucht man jedenfalls Geduld: „I’ll Be Seeing You“ von Billie Holiday ist das gelungene Finale.
Blood Red Shoes entdecken ihre morbide Seite
Auf den ersten drei Alben zwischen 2008 und 2012 war das britische Duo Blood Red Shoes aus Brighton so ziemlich das Beste, wenn es um minimalistische, auf Schlagzeug und Gitarre beschränkte Rockbands ging. Inzwischen haben Laura-Mary Carter und Steven Ansell ihre Stilpalette allerdings enorm erweitert und sind jetzt auf „Ghosts On Tape“ (PIAS) zur Gothic- und Industrial-Band mutiert. Maschinell, synthetisch und messerklingenkalt erzählen die beiden 13 wahre Schauergeschichten von Massenmördern und anderen unangenehmen Zeitgenossen.
Das Lied „Morbid Fascination“, das spätestens im Outro den Nine-Inch-Nails-Nagel auf den Kopf klopft, ist im Titel das Konzentrat des Albumkonzepts. Auch „Murder“, „Sucker“ und „Dig A Hole“ vertreiben gut die Zeit bis zur nächsten „Return Of The Living Dead“-Party in der Markthalle, sollte die sich noch einmal von den Toten erheben. Quicklebendig sind zumindest noch die hymnischen Refrains, die Carter und Ansell bei allem Stilwandel immer noch aus dem Handgelenk ausgraben. Always look on the bright side of death.