Hamburg. Man sollte meinen, der Film würde gut zu den Feiertagen passen. Doch der Titel führt auf eine falsche Fährte. Die Hintergründe.

Dass „Ein Festtag“ zu Weihnachten im Kino gestartet ist, führt auf eine falsche Fährte. Denn es geht hier nicht ums Fest der Liebe, sondern um den Muttertag, genauer gesagt die britische Variante ­Mothering Sunday. An diesem Tag wurde früher Bediensteten frei gegeben, um ihre oft weit entfernt lebenden Familien zu besuchen.

Graham Swifts Roman „Mothering Sunday“ von 2016, der auf Deutsch eben „Ein Festtag“ heißt, behandelt den Tag im Jahr 1924. Da ist immer etwas „Downton Abbey“-Flair dabei. Der Hausherr (Colin Firth) gibt dem Personal gütig frei, während seine Frau (Olivia Colman) an dem Tag besonders trauert, weil sie ihre Söhne im Krieg verlor. Der Schmerz eint viele Familien.

Kino Hamburg: Starttermin des Dramas unpassend

Als Waise hat das Dienstmädchen Jane (Odessa Young) keinen, den sie besuchen kann. Das sei ein Geschenk, wie ihre Lady meint, so könne sie niemanden verlieren. Die Herrin könnte falscher nicht liegen. Denn Jane hat eine heim­liche Affäre mit dem Adligen Paul (Josh O’Connor). Der soll nun standesgemäß heiraten. Zum letzten Treff lädt er sie erstmals zu sich ein. Unbefangen, offen und gleichberechtigt gehen die beiden mit­einander um. Nichts da von britischer Prüderie.

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Die Regisseurin Eva Husson fängt das mit französischer Sinnlichkeit ein. Als Paul gehen muss, darf Jane noch bleiben und wandelt nackt und neugierig durchs fremde Herrenhaus. Immerzu fürchtet man, gleich wird sie erwischt. Aber der Tag endet viel schlimmer, und das wird als Folge dessen ihr ganzes Leben verändern. „Ein Festtag“ ist ein Fest an tollen Schauspielern und großen Szenen. Nur der Starttermin des Dramas, das dieses Jahr seine Premiere bei den Filmfestspielen in Cannes feierte, mag einfach nicht recht passen.

„Ein Festtag“ 105 Minuten, ab 12 Jahre, läuft im Abaton, Holi, Passage