Hamburg. Premiere: Michael Frowin, seines Zeichens ehemaliger Kanzlerinnen-Chauffeur, bringt sein Kabarett-Soloprogramm „Mammon“ auf die Bühne.

Geld regiert die Welt. Diese Lebensweisheit ist mehr as 500 Jahre alt. Wie aber sieht es aktuell aus, was bedeutet das für den Einzelnen? Diese Fragen hat sich Michael Frowin gestellt. Nachdem der Kabarettist in seiner langjährigen Rolle als „Kanzlerchauffeur“, genauer Kanzlerinnen-Chauffeur, quasi arbeitslos ist, widmet sich der Künstlerische Leiter des Theaterschiffs den Gepflogenheiten des freien Marktes. „Mammon – Geld. Macht. Glück“ (Regie: Hans Holzbecher) lautet der Titel seines neuen, bereits 14. Soloprogramms.

Es ist eine umfassende und detailliert recherchierte Abrechnung mit den gegenwärtigen finanziellen (und politischen) Verhältnissen. Nach fast 3000 Jahren droht die Abschaffung des Bargelds, stellt Frowin fest, und zeigt überspitzt und beispielhaft, was es bedeutet, wenn Datenkraken, Kreditkartenunternehmen und Algorithmen die Macht über die Menschen erlangen. Die Corona-Pandemie habe den Trend beschleunigt: Drei Viertel der Deutschen zahlten inzwischen kontaktlos.

Theaterschiff Hamburg: In „Mammon“ regiert Geld die Welt

Neben zahlreichen, manchmal fast zu vielen Fakten bietet Frowin im Nikolaifleet eine Mischung aus Typen- und Musikkabarett. Fünf Lieder, darunter Axel Pätz’ bekannte Moritat „Morgen gründen wir ’ne Bank“ und den swingenden neuen Titelsong „Mammon“, müssen reichen. Noch amüsanter, eine Art Running Gag, ist die Zwiesprache am Smartphone mit seinem börsentechnisch bewanderten zehnjährigen Neffen, eine Art „finanzielle Inklusion“.

Böse, aber treffend, wenn Frowin über Ex-CDU-Finanzminister Schäuble und dessen einst mangelnde Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität urteilt: „Wenn Heuchelei Rollstuhl fahren könnte – er müsste bergauf bremsen.“ Die Doppelmoral des Ex-Vizekanzlers Gabriel (SPD), heute Aufsichtsrat der Deutschen Bank, thematisiert er ebenfalls. Und ganz aktuell die Anti-Steuererhöhungspartei FDP. „Wer glaubt, dass die Reichen ins Gemeinwohl investieren, sollte über unbefleckte Empfängnis keine Witze machen ...“

Am lustigsten aber gerät seine Nummer gleich nach der Pause, als er von seiner ersten Einladung zu einer „Party“ nach dem Corona-Lockdown bei drei befreundeten Paaren erzählt und alle sechs Partygäste und sich selbst spielt. Das sechsstündige Dinner mit allerlei Gesundem bis hin zu Algen („Queller“) – es wird von ihm mit „Food-Inklusion“ noch freundlich umschrieben. Und ganz billig ist derlei Nahrung ja auch nicht. Bleibt Frowins Alltags-Appell: „Nutzen wir den Cent, solange wir ihn noch haben!“

„Mammon – Geld. Macht. Glück“ wieder Do 18./Fr 19.11., jew. 19.30, bis 28.1., Theaterschiff (Bus 3, 17), Holzbrücke 2, Karten zu 21,- bis 27,- unter T. 69 65 05 80; www.theaterschiff.de