Hamburg. Die Raumwirkung des Großen Saals kam beim Konzert des NDR Elbphilharmonie Orchesters auf unterschiedliche Art zur Geltung.
Für Stücke, bei denen Orchestermitglieder nicht allein auf dem Podium sitzen bleiben, sondern sich auf Rängen und hinter Publikumsreihen im ganzen Saal verteilen müssen, ist die Elbphilharmonie nun einmal wie gemacht. Der ungarische, heute 95 Jahre alte Komponist György Kurtág hat mit „…quasi una fantasia… für Klavier und Instrumentengruppen op. 27 Nr. 1 ein solches Werk geschaffen, das die Raumwirkungen und Klangentfaltungen in unterschiedlichsten Hörperspektiven beim Konzert des NDR Elbphilharmonie Orchesters am Donnerstag so recht zur Geltung brachte.
Elbphilharmonie: Ungehorsames Hörgerät störte Orchester
Der russisch-amerikanische Pianist Kirill Gerstein und der neben ihm stehende Chefdirigent Alan Gilbert überbrückten die Distanzen bis zur Blechbläsergruppe in den obersten Rängen, zu den Streichern vor der Orgel und den Holzbläsern auf Ebene 13 brillant. Leichte Bewegungen einer Schlagzeugrassel oder eine Mundharmonika mischten sich in diesen Dialog, und die Irritation für die Hörer bestand darin, dass man nie genau wusste, woher bestimmte Klänge nun eigentlich kamen.
Ein ungehorsames Hörgerät einer älteren Dame wollte sehr zum Unmut der Interpreten und des Publikums keine Ruhe geben, wurde hektisch in eine Handtasche gestopft, entschloss sich aber, an der Werkgestaltung und sogar noch später bei Beethovens 3. Klavierkonzert geräuschhaft teilzunehmen. Und dieser Beethoven war der eigentliche Höhepunkt des Abends.
Alan Gilbert und Solist Kirill Gerstein suchten nach Leichtigkeit
In zügigem Tempo, ja fast beschwingt hob das Konzert in eigentlich doch düsterem c-Moll an. Gilbert, vor allem aber der Solist Kirill Gerstein vermieden jede Schwere und suchten nach hellen Klangfarben, Frische und Leichtigkeit. Wohl gab es auch markerschütternde Tuttis im Orchester, aber sie lösten sich gleich wieder in Rücknahmen und Gersteins wahrlich „samtig“ zu nennendem Anschlag auf.
Die Solokadenz im Kopfsatz hatte einen leicht romantischen Impetus und das Largo spielte Gerstein so lyrisch und kantabel, wie man es nur selten zu hören bekommt. Am Ende dann Schumanns 4. Sinfonie d-Moll, bei dem Gilbert und sein Orchester wohl versuchten, mehr Dramatik aus dem blassen Aufbau und dem blockartigen Orchestersatz dieses Werkes hervorzuzaubern und seine Schwächen durch Lebendigkeit auszugleichen.