Hamburg. Der Berliner Sänger und Rapper eröffnete die Konzertreihe „Vor deiner Tür“ am Kreuzfahrt-Terminal. Tausend Menschen hatten ihren Spaß.

Habt ihr Lust, anderen Menschen bei der Arbeit zuzusehen?“, ruft Alligatoah, und 1000 Menschen wollen unbedingt. Denn dem in Berlin lebenden Sänger, Rapper, Songschreiber, Produzenten und Allesprobierer bei der Arbeit zu beobachten,heißt, am Donnerstag das erste Konzert der Reihe „Vor deiner Tür“ auf Steinwerder zu erleben. Was für Alligatoah Arbeit sein mag, ist für sie Vergnügen, aber auch der Star auf der Bühne hat offensichtlich Spaß.

Dafür haben viele Frauen und Männer kräftig angepackt. Erst vor fünf Tagen hatte die Reihe „Strandkorb Open Air“ das Areal auf dem Parkplatz des Kreuzfahrt-Terminals verlassen. Das bedeutete wenig Zeit für die Veranstalter Morgenwelt und Karsten Jahnke, Bühne, 1000 Stühle und die Infrastruktur für knapp 30 Konzerte und Shows aufzubauen. Aber es läuft reibungslos beim ersten von zwei fast ausverkauften Alligatoah-Abenden.

Steinwerder: Bei Alligatoah sind leise Töne angesagt

Nur dass die Ordnungskräfte sich geradezu wie Hyänen laut zurechtweisend auf jeden stürzen, der sich nicht an die Einbahnstraßenvorgaben bei Sitzreihen, WCs und Gastronomie hält, stört doch empfindlich. Bis zum Auftritt von Helge Schneider am 5. September sollte das Hygienekonzept, das auch – am Donnerstag nicht überprüfte – Test-, Impf- und Genesenennachweise vorsieht, optimiert werden. Sonst haut Helge wieder ab – wie vor ein paar Tagen in Augsburg.

Bei Alligatoah sind jedenfalls leise Töne angesagt. Begleitet wird er derzeit nicht von einer Band, sondern vom Gregor Schwellenbach Streichquartett – verkleidet wie auch Alligatoah als Angestellte eines Paketdienstes. Sie interpretieren „Narben“, „Lass liegen“, „Ein Problem mit Alkohol“, „Monet“ und mehrere Medleys auf ungewohnte Weise. Alligatoah singt und rappt auf einem Bürostuhl, „mein Lieblingszustand ist Sitzen“.

Alligatoah ist perfekt auf diese Konzertsaison eingestellt

Und er erzählt einiges. Während das Quartett die Serienmelodien von „Game of Thrones“, „The Simpsons“ und „The Walking Dead“ zitiert, hält er einen ausufernden Vortrag über das Songschreiben. Das hat schon etwas von einem Mini-Musical, das gut auf die „AIDAmar“ passen würde, die hinter der im Vergleich zum Vorjahr versetzten und gedrehten Bühne angelegt hat.

Aber das Konzertpublikum ist deutlich jünger als das auf einem Kreuzfahrtschiff, die Stimmung bei Songs wie „Alli-Alligatoah“, „Fick ihn doch“, „Lungenflügel“ und „Mit dir schlafen“ 110 Minuten lang so entspannt wie ausgelassen. Sogar beim „Trauerfeier Lied“. Wenn Alligatoah nicht gerade zur Gitarre greift, erinnert das Konzert musikalisch an Danger Dans aktuelles Soloalbum. Allerdings ist Alligatoah schon seit zwei Jahren mit Streichquartett unterwegs. Als jemand, dessen Lieblingszustand das Sitzen ist, ist er perfekt auf diese Konzertsaison eingestellt.