Hamburg. Martin Grubinger & Friends reduzieren eine Orchesterpartitur auf ein kleines Ensemble. Das Stück hat einen ernsten Hintergrund.

Die Abstandsregeln der Corona-Zeit haben das Repertoire auf unseren Konzertbühnen ja nachhaltig beeinflusst. Wo es nur ging, haben geschickte Bearbeiter große Orchesterstücke auf kleinste Ensemblebesetzungen reduziert. Aber dass man eine Orchesterpartitur gleich für ein dreiköpfiges Percussionensemble umschreibt, ist bei alldem schon eine bemerkenswerte Ausnahme.

Martin Grubinger und seine Schlagzeugfreunde Slavik Stakhov und Jürgen Leitner brachten am Montag in der Elbphilharmonie Fazil Says „Gezi Park 1“ für zwei Klaviere und Orchester in einem solchen Arrangement mit den Pianistinnen Ferhan und Ferzan Önder zur Aufführung. Das berühmte, den folgenreichen Ereignissen im Istanbuler Gezi Park vom Mai 2013 gewidmete Doppelkonzert des türkischen Pianisten und Komponisten begann also mit geheimnisvollen Marimbaklängen und steigerte sich rasch in eine rhythmisch aufgepeitschte Stimmung, bei der die beiden Soloinstrumente dynamisch vorübergehend in den Hintergrund traten.

Schwermütiger Epilog in der Elbphilharmonie

Beim zunächst verhaltenen Satz „Night“ jedoch waren Grubingers Ehefrau Ferzan und ihre Zwillingsschwester Ferhan Önder in einem klagenden Klaviersolo vorübergehend allein und die Herren gingen hinter ihrem eindrucksvollen Schlagwerkinstrumentarium kurz in die Hocke, um zu lauschen. Nach der wiederaufkeimenden Gewalt im Satz „Police Raid“ schloss sich ein schwermütiger Epilog an, der am Ende in hoher Lage wie mit einem Fragezeichen endete.

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Zur Uraufführung kam danach das neue Grubinger-Stück „The Numbers of Fate“, bei dessen Arrangement auch der Vater des österreichischen Star-Schlagzeugers, Martin Grubinger senior, seine Finger im Spiel hatte. Es war ein feuriges Stück mit unregelmäßigen Siebenachtel- und Siebensechzehntel-Rhythmen, bei dem sowohl auf einem Cajon als auch auf unterschiedlich langen Holzbalken mit dicken Drumsticks getrommelt wurde.

Für Percussion und zwei Klaviere anstelle eines Orchesters war schließlich Fazil Says Percussion-Konzert bearbeitet und die Rototoms, Octoban-Trommeln, Water- und Vibraphone kamen einfach nicht zur Ruhe. Klar, dass nach so einer Achterbahnfahrt der Klangereignisse ein ebenfalls arrangierter Piazzolla-Tango als Zugabe dann am besten passte.