Hamburg. Festival „TanzHochDrei“ wurde durch digitale Präsentation vor Herausforderungen gestellt. So gingen die Künstler damit um.

Die international vergebenen Residenzen für junge Tanzschaffende der K3 – Zentrum für Choreographie / Tanzplan Hamburg sind begehrt. Acht Monate Zeit, eine eigene Arbeit zu recherchieren, zu entwickeln und zu proben, hatten auch in diesem Jahr fünf Künstlerinnen und Künstler. Die wegen der Pandemie rein digitale Präsentation beim Festival „TanzHochDrei“ stellte sie vor weitere Herausforderungen.

Mit einem Stationen-Parcours zur Methode der „Radical Softness“, die von Verletzlichkeit als Ausgangspunkt einer zwischenmenschlichen Begegnung ausgeht, hat sich Claire Lefèvre in „Full Melt Down“ eher keinen Gefallen getan. Das Format wirkte digital mit intimen Lese-Situationen, Maniküre und Tattoo-Session doch etwas spannungsarm.

Festival „TanzHochDrei“: Digitale Präsentation der fünf Künstler

Ganz anders dagegen Maria Zimpel, die ihr hochpräzises, selbst getanztes Solo „Space Gives Place“ zu psychedelischen Ambient-Klängen in eine grandiose Erfahrung übertrug. Gesetze der Quantenphysik übersetzte sie dabei in geometrische Tanzbewegungen. Selten kam Minimalismus so aufregend daher. Berückend auch, was sich Luisa Saraiva und Senem Gökce Ogultekin ausdachten. In ihrer Performance „Hark!“ gingen barocke Live-Musik, Gesang und Tanz eine von Freiheit geprägte assoziative Verbindung ein.

Ein aufwendiges, biografisch inspiriertes Projekt entwarf Raymond Liew Jin Pin in „Kampung Baru (New Village)“. Die vier Performenden Isabella Boldt, Bianca Sere Pulungan, Jascha Viehstädt und der Choreograf selbst entwickelten mal im Duett, mal im Quartett eine Collage aus weitergedachten traditionellen malayischen, chinesischen und indischen Tänzen, die in der Zusammenschau etwas erstaunlich Zwingendes und Zeitgenössisches erhielten.

Tänzer saßen wie Geister an Tischen

In ruhigen Momenten saßen die Tänzerinnen und Tänzer an Tischen, so wie jene Geister, für die im chinesischen Tanztheater traditionell die ersten Reihen bei einer Darbietung freigehalten werden. Eine sehr ambitionierte, virtuos getanzte Arbeit, in der die Körper gleichsam zu einem Archiv werden; Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen in den Bewegungen aufs Schönste.

Zum Abschluss präsentierte Przemek Kaminski in „Thereafter“ eine künstliche postapokalyptische Welt in Grün, in der der futuristisch angehauchte Tanz fast zur Nebensache wurde. Insgesamt zeigte das Festival eine erfreulich hohe Qualität und schöne Vielfalt unterschiedlicher Bewegungssprachen.