Hamburg. Schlagzeuger Donald Kontomanou in Quarantäne, doch Pianist Avishai und Bassist Zelnik können sich feiern lassen.

Da stimmt doch etwas nicht, da fehlt doch was. Tatsächlich steht kein Schlagzeug auf der Bühne im Großen Saal der Laeiszhalle, und das obwohl das Trio des Pianisten Yonathan Avishai angekündigt ist, zu dessen fester Besetzung Schlagzeuger Donald Kontomanou gehört. Für Aufklärung sorgt Intendant Christoph Lieben-Seutter in seiner kurzen Begrüßung. Kontomanou kann nicht nach Deutschland kommen, weil er sich derzeit in Quarantäne befindet, weshalb das Trio nun zum Duo wird.

So ist das eben in dieser Coronazeit, in der sich die Umstände permanent verändern und kurzfristige Anpassung auch von Konzertprogrammen notwendig sind. Dass die beliebte „Jazz Piano“-Reihe wie ursprünglich geplant stattfinden wird, ist jedenfalls auszuschließen, „das Booking gerät zum Puzzlespiel“ heißt es dazu von Elbphilharmonie-Seite, aber das muss nicht unbedingt eine schlechte Nachricht sein.

Yonathan Avishai und Yoni Zelnik mit geradezu kindlichem Charme

Zeigt jedenfalls der Auftritt von Yonathan Avishai und Bassist Yoni Zelnik. Klar, es braucht einen Moment, um sich in dieses reduzierte Klangbild einzuhören, doch schon bald überwiegt die Freude über die vielen intimen Momente, für dieses perfekt aufeinander abgestimmte Duo sorgt. Ist die Duke-Ellington-Nummer „Mood Indigo“ noch eher ein Versprechen, bricht schon das folgende „Lya“ das Eis. Was für feine, spielerisch-leichte Läufe mit geradezu kindlichem Charme – passt schon, dass Avishai das Stück nach seiner sechs Jahre alten Nichte benannt hat.

Sehr schön auch der „Morning Song“, der die Zeit zwischen fünf und sechs Uhr morgens reflektiere, „wenn im Haus noch alle schlafen, ich bei einem Kaffee oder Tee in der Küche sitze und die die Gedanken schweifen lasse“. Dass es nach introspektivem Beginn irgendwann recht turbulent wird, ist nachvollziehbar: Da sind die Kleinen dann wohl doch wach geworden.

Mit dem Standard „Django“, eine Hommage an Gitarrist Django Reinhardt von Pianist John Lewis, endet der Abend eigentlich, wäre da nicht das begeisterte Publikum, das sich gleich drei Zugaben erklatscht, darunter eine wohlig-warm durch den Körper rieselnde Version von Stevie Wonders „Sir Duke“. Ein Abend, der zeigt, dass trotz aller momentanen Restriktionen beseelende Konzerterlebnisse möglich sind.

Das Album zum Konzert: Yonathan Avishai: „Joys and Solitudes“ (ECM)