Hamburg. Nils Landgren gibt im Stadtpark sein erstes Konzert seit Mitte März. Und es ist trotz des Regens herzerwärmend.
Bevor das Konzert beginnt, gibt bereits der Regen den Rhythmus vor. Dicke Tropfen fallen – klack, klack, klack – auf die Stuhlreihen im Hamburger Stadtpark. Auf Kapuzen und Köpfe passionierter Jazzliebhaber. Die Pizza wird nass, das Alster wässrig. Feuchtigkeit kriecht in die Knochen. Und der Herbst zieht am Herzen. Alles in allem: widrige Umstände. Doch außerhalb der Komfortzone zeigt sich die Kraft der Musik besonders schön.
Mit einem Instrumental des Beatles-Klassikers „Norwegian Wood“ beginnen Nils Landgren und Jan Lundgren ihren Auftritt. Ein vertrautes Stück Popgeschichte, variantenreich interpretiert. Lundgren spielfreudig und empathisch am kleinen Flügel, Landgren mit akzentuierter Wärme an seiner rot glänzenden Posaune. Ein Sound, der den Blues des endenden Sommers tröstend und hoffnungsvoll auffängt.
Nils Landgren singt Song von Lennon und McCartney
Die beiden schwedischen Musiker nehmen die jahreszeitlichen Bedingungen mit Humor. „Moin. Ein richtiges Schietwetter“, sagt Landgren, der eine enge Verbindung zu Hamburg pflegt und daher mit der hiesigen Witterung vertraut ist. „Wir versuchen so Musik zu machen, dass Sie bleiben wollen.“
Das gelingt unmittelbar mit „I Will“, einem zweiten Song von Lennon/McCartney. Landgren singt die Nummer mit sanfter Kraft. Rau und soft sein Timbre. Aufrichtig und einfühlsam all das, was in den Worten anklingt. Eine Energie, die sich sofort überträgt. Trotz des Regens. Oder womöglich verstärkt durch ihn. Denn so dazusitzen im dunkler werdenden Stadtparkgrün, umhüllt von Geprassel, ist ein Konzerterlebnis, das alle Sinne fordert – oder anregt. Je nach Interpretation.
Landgren und Lundgren geben ein abwechslungsreiches Konzert
Landgren und Lundgren präsentieren zahlreiche Songs des gemeinsamen Albums „Kristallen“, das sie auch in ihre schwedischen Heimatregionen führt. „Blekinge“ etwa ist eine melancholisch eingefärbte Hommage an jene Ostseeprovinz, aus der Lundgren stammt. Und mit „Byssan Lull“ deuten die beiden ein schwedisches Schlaflied auf ihre ganz eigene einfühlsame Weise. Ein Stück wie „Lovers Parade“ wiederum fühlt sich mit seiner nachdenklichen Leichtfüßigkeit an wie ein Sonntagsspaziergang durch New York.
Der Wechsel zwischen Traditionellem, Jazz- und Popstandards sowie Eigenkompositionen macht das knapp anderthalbstündige Set äußerst abwechslungsreich. Zudem kommen die beiden Künstler einfach unglaublich sympathisch daher. Der Auftritt sei der erste seit dem 12. März diesen Jahres, erzählt Landgren. Immer wieder legt er seine Hand aufs Herz. Dankbar, wieder live spielen zu können. Wieder diese Chemie zu spüren mit dem Publikum.
Zum Finale gibt es das beschwingte „Same Old Story“ inklusive kleiner Tanzeinlage Landgrens. Und als Zugabe „The Nearness Of You“, Hoagy Carmichaels Klassiker aus dem Jahr 1938. Das Duo fängt die zarte wie zeitlose Qualität dieses Liebeslieds bewegend ein. Musik schafft Nähe. Auch, wenn es Wassermusik ist.