Hamburg. Zwei Stunden technoide Marschmusik: Die Hamburger Band Meute brachte im Cruise Inn 850 Fans zum Toben.
Warum klingen eigentlich viel zu viele Samba-Trommelensembles hierzulande wie Dosenwerfen, wie unrhythmisches Geschepper? Vielleicht, weil die deutschen Ur-Rhythmen doch eher Marsch und Techno sind: bumm, bumm, bumm, bumm. Und wer diese Rhythmen auch noch kombiniert, wie die elfköpfige Hamburger Techno-Marchingband Meute, braucht sich über großen Zuspruch nicht wundern: 850 Fans sind es, die am Sonnabend zum unwetterbedingt aus dem August in den September verlegten Freiluft-Konzert im Cruise Inn Steinwerder kommen.
Seit fünf Jahren macht Meute jetzt Krawall und Remmidemmi mit House- und Techno-Tracks, denen mit Pauken, Trompeten und weiterem Gebläsen und Klöppelgeräten der Marsch geblasen wird. Ob auf den Straßen in der Schanze, in der Staatsoper, auf Festivals oder in den Clubs zwischen Texas und Südafrika sorgt die Elf dem Titel des Debütalbums entsprechend für „Tumult“, für Schwitzen, Hüpfen und Raven.
Schanzen-Hipstersound trifft auf Elbvorort-Funktionskleidung
Live vor schöner Hafenkulisse funktioniert des Wahnsinns fette Meute auch unter den derzeitigen Abstands- und Hygieneregeln. Schon bei den ersten Tönen gerät das Publikum in Bewegung. Allerdings ist es bei zugigen 14 Grad auch maximal ungemütlich auf dem Gestühl, besonders in den hinteren Reihen, wo der Beat von Meutes Pauker eher flach aufschlägt und die sich langsam steigernden Arrangements versuppen. Wer kann, schleicht sich weiter nach vorne, wo der Bass vernehmlicher pumpt und das Getröte durch Mark und Bein fährt. Cooler Schanzen-Hipstersound trifft auf nüchterne Elbvorort-Funktionskleidung, ein lustiges Bild irgendwie.
Nach fast zwei Stunden Marsch-Marathon ohne auffällige akustische oder optische Abwechslung haben aber weder das Wetter noch der repetitive Sound die Leute auch nur ansatzweise mürbe geklopft. Die Zugaben sind schon gespielt, aber Meute bekommt die zweite Luft und legt auf allgemeinen Wunsch noch einmal nach. Wäre nicht um 22 Uhr Feierabend vorgeschrieben, hätten alle wohl bis in die Mittagstunden weitergefeiert, wie es sich für Techno gehört.