Hamburg. Fast schon ein Klassiker des Durchgeknallten: Frank Zappas rasantes Spätwerk „The Yellow Shark“ im Großen Saal der Elbphilharmonie.
Als der gelbe Hai mit der grünen Flosse in die Elbphilharmonie getragen und am linken Bühnenrand abgestellt wird, ist Jonathan Stockhammer schon voll in seinem Element. Der Dirigent ist kurz zuvor auf sein Podest gesprintet; ohne einen Moment der Sammlung legen Stockhammer und das Ensemble Modern mit „Dog/Meat“ los. Das ist eines von sechs kurzen Stücken aus der Feder von Frank Zappa (1940-1993), der Bürgerschreck, Rock-Ikone und Musikgenius gleichermaßen war. In den letzten zwei Jahren seines Lebens hat Zappa mit dem Frankfurter Kammerorchester gearbeitet und mit ihm das Werk „The Yellow Shark“ aufgenommen.
Im Laufe der nächsten zwei Stunden zeigt das Ensemble Modern, welch ein versierter Komponist Neuer Musik Zappa gewesen ist. Rasante Tonsprünge und rhythmische Halsen zeichnen seine kurzen Stücke aus. Sie erinnern manchmal an durchgeknallte Zirkusmusik, die völlig aus dem Ruder läuft, doch jede noch so krasse Wendung ist wohlüberlegt.
Ensemble Modern: Es ist laut, überwältigend und überraschend
Beim ultraschnellen „G-Spot Tornado“, von dem Zappa glaubte, es sei unaufführbar, wirkt es, als würden die Musiker 500 Noten pro Minute spielen. Das Spätwerk steckt voller Geräusche, es ist laut, überwältigend, überraschend und die radikale Weiterführung der Songs, mit denen er seit Mitte der 1960er-Jahre zur bedeutendsten Figur des musikalischen Untergrunds in den USA geworden war.
Obwohl die Musik vom Publikum ein Menge fordert, sind die Zuhörer im ausverkauften Großen Saal aus dem Häuschen und erklatschen sich drei Zugaben von Stockhammer und dem exzellenten Ensemble. Als das Orchester „Peaches En Regalia“ anstimmt, steigert sich der Beifall noch. Die energetische Nummer vom „Hot Rats“-Album kennt fast jeder im Saal. Der Zappa-Klassiker wird zur Krönung dieses mitreißenden Konzertabends.