Hamburg. Harmonierende Künstler mit beklemmendem und zugleich befreiendem Programm: Cellist Andrei Ioniţă und Pianistin Naoko Sonoda.
Das Hamburger Publikum kennt und schätzt ihn, den erst 26 Jahre alten Cellisten Andrei Ioniţă. Diesmal reiste er mit der Pianistin Naoko Sonoda an, gemeinsam boten die beiden Wahlberliner ein gut zusammengestelltes, kontrastreiches Programm. Die Klavierpartnerin des Tschaikowsky-Preisträgers blieb zunächst aber in der Garderobe. Denn die erste Konzerthälfte bestritt Ioniţă mit der Sonate für Violoncello solo op. 8 von Zoltán Kodály.
Dunkle Leidenschaft in der Laeiszhalle
Diese Sonate ist ein Prüfstein für Cellisten; die spieltechnischen Anforderungen sind horrend. Doch steht der Interpret vor der nicht geringeren Aufgabe, den künstlerischen Geist dieser Musik zu erfassen. Ein Werk von dunkler Leidenschaft durchglüht, von tiefem Ernst getragen. Andrei Ioniţă, der die Sonate auch aufgenommen hat, leistete hingebungsvollen Einsatz, forderte sich und sein Instrument bis an die Grenzen. Verdiente Bravo-Rufe vor der Pause.
Drei Stücke des späten Robert Schumanns eröffneten den zweiten Teil der Sonntags-Matinee im Kleinen Saal der Laeiszhalle. Schumann hat die Fantasiestücke op. 73 eigentlich für Klarinette und Klavier notiert, es jedoch dem Belieben überlassen, anstelle des Blasinstrumentes zur Violine oder zum Cello zu greifen. So voll wie der Klang sich nun entfaltete, man hätte sich den Vortrag inniger noch, versonnener gewünscht.
Sonate für Violoncello und Klavier
Schostakowitsch war schon jung ein produktiver Komponist. So kommt es, dass seine Sonate für Violoncello und Klavier, die er mit noch nicht 30 schrieb, bereits das Opus 40 ist. War Kammermusik unter Stalin auch nicht wohlgelitten, erfreut sich die Sonate längst allgemeiner Beliebtheit. Ein Wechselbad der Gefühle: Spätromantischer Lyrismus – im Kopfsatz an Rachmaninow gemahnend –, fahle, schattenhafte Stimmungen und kaustischer Humor treffen in echter Schostakowitsch-Manier aufeinander.
Naoko Sonoda und Andrei Ioniţă ernteten für ihre Interpretation, die das Abgründige beklemmend und zugleich befreiend deutlich werden ließ, herzlichen Beifall. Zwei Musiker, die harmonieren. Zwei, die sich gefunden haben. Sie verabschiedeten sich mit Tänzen von Bartok und einer Bach-Bearbeitung. Andrei Ioniţă wird als Artist in Residence der Symphoniker Hamburg in nächster Zeit noch mehrfach zu hören sein.