Hamburg. Mit ihrem Programm “Still Alive“ bringen 36 Senioren gemeinsam mehr als 2000 Lebensjahre auf die Bühne des St. Pauli Theaters.
Hamburg Einfache Ideen sind ja oft die besten. Vor sechs Jahren ging im St. Pauli Theater der erste Heaven Can Wait Chor an den Start. Das Konzept: Evergreens gesungen von mehr als 30 Ü70-Senioren. Die Show wurde ein Dauerbrenner. Jetzt hat der musikalische Leiter Jan Christoph Scheibe die Schraube noch etwas weiter angezogen. Für das neue Programm „Still Alive“ stehen 36 Sängerinnen und Sänger auf der Bühne, die gemeinsam auf mehr als 2000 Lebensjahre kommen. Dafür sind die neuen Songs extrem frisch: keiner ist älter als sechs Jahre. Und das meiste davon: Hip Hop.
Heaven Can Wait Chor ist stimmlich auf der Höhe
Von den anfänglichen Berührungsängsten mit den textintensiven Reimen und dumpfen Rhythmen ist im St. Pauli Theater nichts zu spüren. Mit „So ne Musik“ der Hamburger Band Deichkind geht es gleich richtig derbe los. Die Herrschaften sehen toll aus: In allen Schattierungen von Rot bis Rosa, mit viel Spitze und Glitzer. Dieser Chor ist die Antithese zum sonst oft üblichen Senioren-Beige.
Und die Damen und Herren präsentieren sich auch stimmlich absolut auf der Höhe. Etwa bei „Bring den Vorschlaghammer mit“ von Element of Crime. Danach geht es mit Cro „Einmal um die Welt“. Und von Marteria erklingt der Ohrwurm „Kids“. Außerdem gibt es Hits von Fettes Brot, Fanta Vier feat. Clueso und Asaf Avidan & The Mojos in Neuinterpretationen. Das Gros der Auswahl überzeugt. In den Arrangements von Scheibe und der vierköpfigen Band gelingen sogar Songs wie „Wovon sollen wir träumen“ von Frida Gold. Und es ist einfach mitreißend, wenn die Sängerinnen und Sänger voller Elan Zeilen wie „Wir lassen uns treiben in den Clubs der Stadt“ präsentieren.
Kurze Videoeinspielungen über Träume, Liebe, Glück
Als eine Sängerin „Je ne parle pas français“ von Namika als Solo anstimmt, kontert der Männerchor sehr hübsch mit dem Bläck-Fööss-Hit „Frankreich, Frankreich“, der von Claudette, Jeanette, einem Baguette und einer Cigarette handelt. Der ist natürlich älter als sechs Jahre, aber noch immer oh lala.
Sehr schön auch die kurzen Videoeinspielungen, in denen die Chormitglieder Auskunft geben über Träume, Liebe, Glück. Von der darin versammelten Lebensweisheit kann man in Zeiten des inhumanen Jugendwahns mächtig profitieren. „Es gibt keine Prinzen“, sagt eine Dame lächelnd. „Meine beste Zeit hat gerade begonnen“, findet ein Herr. Und wer diesen Chor live erlebt hat, glaubt ihm sofort.
Heaven Can Wait Chor: „Still Alive“ 5.10., 19.30, 3./5./6./ 7./8.12., jew. 20.00, St. Pauli Theater, Spielbudenplatz 29-30, Karten: Abendblatt-Ticket-Hotline T. 30 30 98 98 und in allen Hamburger-Abendblatt-Ticketshops; Internet: www.heaven-can-wait-chor.de