Hamburg. Damon Albarn, Gegner des EU-Austritts Großbritanniens, kam mit seiner Band The Good, The Bad & The Queen. Ein tolles Konzert.
Mit den beiden Stehlampen und dem gedimmten Licht bekommt die Bühne in der Großen Freiheit 36 etwas Heimeliges. Ein Gefühl, das sich Damon Albarn vielleicht für sich und seine britischen Landsleute wünscht. Doch die Zeiten sind nicht so. Der Brexit hängt weiterhin drohend über dem Vereinigten Königreich und Albarn ist ein vehementer Gegner des EU-Austritts. Im vergangenen Jahr hat er mit seiner reformierten Supergruppe The Good, The Bad & The Queen ein Album aufgenommen, in dem er hart mit England ins Gericht geht.
Bei zwei Konzerten in Berlin und Hamburg spielt er die Songs „Merrie Land“ nun bei einer Clubtour. Auf der Bühne präsentiert er sich in verschiedenen Rollen und an verschiedenen Instrumenten: Er gibt den Volkstribun, der die Menge aufstacheln will, und den Hofnarren, der leichtfüßig über die Bühne tänzelt. Er spielt Gitarre und Melodica, sitzt hinterm Klavier und einmal pfeift er auch eine wackelige Melodie.
78 Jahre alte Tony Allen am Schlagzeug
Unterstützt wird der Sänger und Multiinstrumentalist von einem weiblichen Streichquartett, einem Perkussionisten, einem Keyboarder und dem berühmten Kern der Band: Gitarre spielt Simon Tong, früher bei The Verve, den knockentrockenen Bass zupft Paul Simonon, einst bei der legendären Punk-Combo The Clash, und hinter dem Schlagzeug sitzt der inzwischen 78 Jahre alte Tony Allen, der als der Begründer des Afro-Beats gilt. Jeder dieser Musiker ist gleichermaßen lässig und versiert. Sie untermalen mit präzisen Nuancierungen Albarns Texte und Melodien und machen das Konzert zu einem Hörgenuss.
Kein party-tauglicher Mainstream
Albarn steht mit seiner kritischen Weltsicht und der Qualität seiner Lieder in einer Reihe mit Songschreibern wie John Lennon und Ray Davies, beides Helden der 60er-Jahre, und mit Joe Strummer, dem Sänger und Gitarristen von The Clash. Die Musik von The Good, The Bad The Queen bewegt sich abseits des party-tauglichen Mainstreams. Sie macht aber viel Spaß, weil sie anspruchsvoll daher kommt, das Wort „sophisticated“ beschreibt diese Raffinesse im Englischen ziemlich gut.
In Hamburg spielt die Band nicht nur „Merrie Land“, sondern auch das komplette Debütalbum aus dem Jahr 2007. Zugaben gibt es nicht mehr, aber nach spannenden 100 Minuten ist das Auditorium in der Großen Freiheit hochzufrieden.