Hamburg. Am Allee Theater wird Rossini gegeben – mit deutlichen Mozart-Anklängen im Titel der einaktigen Farsa „Adina“.
Rossinis quirlige „Gute-Laune-Musik“ ist wie geschaffen für die Hamburger Kammeroper im Allee Theater. Spaß soll man an der ach so hochtrabenden Oper haben, ohne Vorbereitung die Handlung verstehen. Das war die Idee des Gründers und im Juni 2018 verstorbenen Uwe Deeken. Intendant Marius Adam setzt das Konzept erfolgreich fort.
Gleich zweimal steht in dieser Saison Rossini auf dem Programm, Anlass ist der 150. Todestag des Komponisten im November 2018. Die einaktige turbulente Farsa „Adina“ passt da optimal. Und: Weil die Handlung in einem orientalischen Serail (im Allee Theater auf einem Schiffsdeck) spielt, hat man dem unbekannten Stück einen bekannten Zusatztitel verpasst: Adina oder Die Entführung aus dem Serail. Mit Mozarts gleichnamigem Stück wirbt es sich gut, außerdem läuft das Singspiel gerade im „Theater für Kinder“ im gleichen Haus.
Die Entführung aus dem Serail einmal anders
Der Kalif von Bagdad will die schöne Sklavin Adina heiraten, sie erinnert ihn an seine verschwundene Geliebte Zora. Adina fühlt sich geschmeichelt und stimmt zu. Ihren Verlobten Selim glaubt sie tot. Aber der taucht (tatsächlich in Taucher-Montur) plötzlich mit seinem Diener Mustafa auf und überredet sie zur Flucht. Die misslingt, aus Rache soll Selim getötet und Adina verbannt werden. Als sie darauf in Ohnmacht fällt, entdeckt der Kalif ein Medaillon, das er einst Zora geschenkt hatte. Adina entpuppt sich als seine Tochter, sie darf Selim heiraten.
Manchmal etwas gewollt klamaukig inszeniert
Gewohnt unterhaltsam, manchmal etwas gewollt klamaukig ist die Umsetzung von Regisseur Alfonso Romero Moro. Es sollen die widerstreitenden Seelen in jeder Figur gezeigt werden. Adina (koloraturensicher: Natascha Dwulecki) soll nicht nur folgsame Sklavin sein, sondern auch die (Männer) jagende Diana.
Der Kalif von Bagdad (mit schönem Timbre: Daniel Pohnert) hat als „Löwe von Bagdad“ auch seine Selbstzweifel; immer, wenn’s brenzlig wird, meint er: „Ich muss mal ...“. Der ängstliche Mustafa (darstellerisch-sängerisch exzellent: Robert Elibay-Hartog) ist in seinem zweiten Leben ein gewalttätiger Pirat. Nett gedacht und vorgestellt, indem die Figuren aus der Handlung heraustreten und von sich erzählen, aber in der Inszenierung nicht ernsthaft verfolgt.
Auch die musikalische Qualität macht gute Laune
Neben dem munter-kurzweiligen (Schau-) Spiel macht auch die musikalische Qualität gute Laune, Ettore Prandi leitet spritzig ein kleines, prächtig harmonierendes Ensemble mit schönen Bläserfarben. Für den erkälteten, nur spielenden Ljuban Živanović sprang kurzfristig Intendant Marius Adam ein und sang – er ist eigentlich Bariton – die Tenorpartie vom Bühnenrand aus bravourös.