Hamburg. Die Jubiläumsausgabe der erfolgreichen Tanzshow-Reihe gastiert derzeit auf Kampnagel. Das Ensemble hat und macht Spaß.

Schon der Titel des ­allerersten Songs gibt die ausgelassene Stimmung für den gesamten Abend vor. Nicht bestimmend, sondern atmosphärisch: „Feeling Good“, von Nina Si­mone. „It’s a new dawn, it’s a new day ...“ Alles neu also bei „Rock the Ballet X“? Nicht ganz, natürlich, es ist schließlich die „10th Anniversary“-Jubiläumstour, deren Auftakt zur Premiere am Donnerstagabend auf Kampnagel gefeiert wurde.

Klassisches Ballett trifft auf Entertainment und Pop mit Ausflügen in den Break Dance und den Hip-Hop – das Konzept, mit dem US-Tänzer Rasta Thomas vor zehn Jahren begann, ist erprobt, daran ändert auch Adrienne Canterna als verantwortliche Choreografin der aktuellen Show grundsätzlich nichts. Langweilig wird das trotzdem an keiner Stelle, vielmehr hat es etwas erfrischend Spielerisches, wie das Ensemble mit der Vielfalt der Choreografien umgeht und dabei fröhlich die Genres (auf-)mischt.

Die Tänzer sind sexy

„Rock the Ballet“ ist längst zur eigenen Marke geworden. Die zehn Tänzer und Tänzerinnen, ungemein eigenwillige, heterogene Typen, viele von ihnen in diversen Wettbewerben ausgezeichnet, vermitteln Lässigkeit und Coolness, sie sind sexy, aber elegant. Ihre Körperbeherrschung ist beeindruckend, die Akrobatik anspruchsvoll, aber vor allem haben sie sichtlich Spaß. Und der überträgt sich sofort auf das Publikum.

Als schaute man einem Haufen junger, feierwilliger Menschen dabei zu, wie sie sich in einem Club amüsieren, in dem der DJ sein Handwerk versteht und der Lichtdesigner sich austoben darf. Spätestens bei Billy Idols „Mony Mony“ fällt es schwer, die eigenen Füße stillzuhalten. Und das ist erst der dritte Song.

Musik würde auch auf jeder Party punkten

Die Playlist jedenfalls würde auf jeder Party verlässlich die Tanzfläche füllen, schon weil für ausreichend Nostalgie gesorgt ist. Michael Jackson kommt gleich dreimal vom Band: „Don’t Stop Till You Get Enough“, „Beat It“ und als Goodie ganz zum Schluss „Black Or White“. Dazu Madonna, Coldplay, Pink, Lady Gaga, die Stones, Queen ... – alles dabei. Treibende Beats, reichlich Pathos, bei Adeles „Rolling In The Deep“ ziehen die Jungs obenrum blank.

Die emotionale Wucht von Musik und tänzerischem Ausdruck wird nicht nur bei Elton Johns „Rocket Man“ von der Lichtshow entsprechend unterstützt; Lichtdesigner Patrick Woodroffe hatte 2012 auch die Eröffnungs- und Finalshows der Olympischen Spiele in London beleuchtet.

In „Rock the Ballet“ wird zudem immer wieder mit Klischees gespielt, etwa wenn der optisch auffälligste Tänzer Kyle Lucia sich nicht nur durch den extralangen Hipster-Bart fährt, sondern sich auch immer wieder offensiv ins Gemächt greift. Und droht der Abend hier und da dem Überwältigungsdrang zu erliegen, wird das durch den lustvollen Einsatz von Selbstironie schnell eingefangen.

„Rock the Ballet X – 10th Anniversary Tour“ bis 6. Januar 2019, Kampnagel (Bus 172/173); Jarrestr. 20, www.rock-the-ballet.de; Karten zu 39,90 bis 64,90 in der Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32, oder über die Hotline T. 30 30 98 98