Die Münsterländer Synthierock-Band Unheilig gab ein Konzert auf der gut gefüllten Trabrennbahn Bahrenfeld.

Regen, Regen, stundenlang Regen. Da ist es ein kleines Wunder, dass pünktlich zum Beginn des Unheilig-Konzert auf das Trabrennbahn Bahrenfeld der Himmel aufklart und sich sogar die Sonne ein wenig zeigt. Ein noch viel größeres Wunder ist allerdings der enorme Erfolg der Band um Sänger „Der Graf“, die mit ihrem Album „Große Freiheit“ sensationelle 15 Wochen an der Spitze der deutschen Charts stand und sich schließlich nur dem neuen Werk der legendären Hartmetaller Iron Maiden geschlagen geben musste.

„Wir haben noch nie vor so vielen Menschen gespielt“ ruft der Mann mit der Glatze, wie immer mit schwarzer Anzughose, weißem Hemd und schwarzem Schlips gekleidet als ginge es auf eine Beerdigung, ins gut gefüllte Areal und lässt eine weitere seiner halbdüsteren Synthierock-Nummern vom Stapel. Die klingen meist, als sei Rammstein auf Besuch im ZDF-Fernsehgarten: Neue Deutsche Härte trifft Schlagerromantik. „Wollen wir gemeinsam nach den Sternen greifen?“ fragt der Graf und viele wollen das.

Sie recken die Hände gen Himmel, singen ein bisschen mit und freuen sich an Textzeilen wie „Wenn ich spüre, dass ich sterbe, dann will ich leise sein. Wenn ich fühle, dass ich lebe, dann will ich lauter schreien“. Da wird selbst der Lederkutten-Rocker, eigentlich Kiss-Fan und mitgekommen, um seiner Freundin einen Gefallen zu tun, ganz still. Mag er auch Aufnäher wie „Wenn ich gewusst hätte, dass er überall passt, hätte ich nicht geheiratet“ auf seiner Jacke tragen, die simpel-romantischen Unheilig-Botschaften erreichen ihn. Irgendwie.

Und so geht die Zeit dahin: Viele Halbballaden gibt es zu hören, zwischendurch auch mal ein paar flottere Nummern und als Zugabe natürlich den Megahit „Geboren um zu leben“. Ohne große Bühnenshow oder Pyroeffekte dargeboten. In dezenter Lautstärke und zu einem echten Dumpingpreis, schließlich kosteten Tickets für anderthalb Stunden Unheilig und zwei Vorbands nur etwas mehr als 30 Euro.

Vielleicht ist es dieses berechenbare Mittelmaß, diese Mischung aus Freundlich- und Eingängigkeit, dieser dezente Sinnsucher-Kitsch, der Unheilig so erfolgreich macht. Wie dem auch sei: Wer an diesem Abend auf die Trabrennbahn gekommen ist, hat vom Grafen bekommen, was er wollte. Und fährt mit dem Shuttlebus zufrieden nach Hause.