Der Bariton Thomas Quasthoff gibt als Artist in Residence sechs Konzerte.
Thomas Quasthoff gehört zu den außergewöhnlichsten Musikerpersönlichkeiten unserer Tage - und zwar sowohl durch seine Biografie als auch in der künstlerischen Arbeit. Mit welch souveräner Gelassenheit und Selbstironie der Bassbariton über seine Conterganschädigung schreibt und spricht, ist immer wieder staunenswert. Wie er sich nach Jura-Studium, Sparkassenlaufbahn und Sprechertätigkeit beim NDR seine Gesangskarriere erkämpft hat, gegen die Mühlen der deutschen (Hochschul-)Bürokratie, nötigt größten Respekt ab. Und dann ist da eben - vor allem - diese sehr besondere Stimme: Wohlig warm und maskulin-kernig zugleich, reich an verschiedenen Farben und Facetten. Seine beeindruckende Vielfalt an Ausdrucksnuancen zeigt Quasthoff in der musikalischen Ausgestaltung seiner Partien (wie es etwa Mitte April bei Haydns "Schöpfung" zu erleben war), aber auch in der stilistisch weit gefächerten Programmauswahl.
Davon können sich die Besucher der Elbphilharmonie-Konzerte in der kommenden Saison ein umfassendes Bild machen - denn als Artist in Residence wird der Sänger an sechs Abenden die ganze Bandbreite seines Repertoires präsentieren. Die beiden ersten Auftritte in der Laeiszhalle konzentrieren sich auf den romantischen Liedgesang: Gemeinsam mit Brigitte Fassbaender als Sprecherin und dem Pianisten Helmut Deutsch interpretiert Quasthoff zunächst Brahms' Zyklus "Die schöne Magelone" (7.10.), bevor er und die renommierten Kollegen Dorothea Röschmann, Angelika Kirchschlager und Ian Bostridge mit einer Hommage an Robert Schumann aufwarten (31.10.).
Eine Woche später ist Quasthoff dann in der Hauptpartie von Mendelssohns Oratorium "Elias" unter Leitung von Christoph Schoener im renovierten Michel zu erleben (7.11.), und im Januar singt er mit den Philharmonikern und Simone Young Brahms' "Vier ernste Gesänge" (25.1.10).
Einen vollkommen anderen Ton schlägt der Soul&Jazz-Abend "Tell it like it is" an (24.2.10). Und den Abschluss der Saison widmet Quasthoff - mit prominenter Unterstützung etwa vom 20er-Jahre Spezialisten Max Raabe - dem Volkslied. Das Motto des Abends bringt Quasthoffs künstlerisches Credo ziemlich gut auf den Punkt: "Die Gedanken sind frei!" (2.6.10).