Cannes. In seinem neuen Spielfilm widmet sich Wim Wenders dem Zauber des Augenblicks. Und besonders schönen Toiletten. Im Gespräch in Cannes wird Wenders' Faszination für Japan deutlich.
Sein Wettbewerbsfilm „Perfect Days“ hat Wim Wenders (77) in Cannes viel Lob eingebracht. „Es kam tief aus meiner Seele“, sagte der Regisseur am Freitag auf einer Pressekonferenz in Cannes über das Filmprojekt und verwies gleichzeitig auf den Co-Autor des Drehbuchs, Takuma Takasaki. Viele internationale Kritikerinnen und Kritiker schrieben nach der Premiere am Donnerstagabend positiv über Wenders' Film, lobten etwa dessen Klarheit und Tiefe.
„Perfect Days“ spielt in Tokio und erzählt von einem Mann namens Hirayama (Koji Yakusho), der als Toilettenreiniger arbeitet und mit seinem einfachen Leben zufrieden ist.
Wenders habe einen Film von „trügerischer Einfachheit“ geschaffen, schrieb etwa das US-Magazin „Hollywood Reporter“, „indem er die winzigen Details einer alltäglichen Existenz mit einer solchen Klarheit, Seelenstärke und Empathie beobachtet, dass sie eine kumulative emotionale Kraft aufbauen, ohne, dass man es merkt“.
Verschwundene Engel
In der Pressekonferenz wurde Wenders auch auf seinen Kultfilm „Der Himmel über Berlin“ angesprochen und gefragt, ob er über eine weitere Fortsetzung nachdenke. In dem Drama von 1987 spielten Bruno Ganz (1941-2019) und Otto Sander (1941-2013) zwei Engel.
„Meine Engel sind für immer im Himmel von Berlin verschwunden“, sagte Wenders. „Ich glaube nicht, dass ich zu der Idee der Engel zurückkehren werde. Und wenn überhaupt, kommt das hier dem Ganzen ziemlich nahe. Wenn Sie wollen, ist Hirayama ein Engel. Nicht viele Leute sehen ihn. Für viele Menschen ist er unsichtbar.“