London. Als Agent 007 wurde Pierce Brosnan zum Weltstar. Sein erfolgreichster Film ist aber ein Musical, obwohl der Ire als Sänger nur bedingt überzeugt.
Seine berühmteste Rolle als James Bond hatte Pierce Brosnan eigentlich schon abgeschrieben. 1986 hatte er die Produzenten beim 007-Casting überzeugt und sollte den berühmten Geheimagenten das erste Mal in „Der Hauch des Todes“ spielen. Doch eine vertragliche TV-Verpflichtung verhinderte seinen geplanten Einsatz.
Erst acht Jahre später bekam Brosnan doch noch die begehrte Traumrolle, die seine Karriere veränderte. Am 16. Mai wird der irische Schauspieler 70 Jahre alt und versprüht weiterhin den Charme von James Bond.
Derzeit ist Brosnan als Moderator der True-Crime-Serie „History's Greatest Heists“ zu sehen. Seine Haare sind inzwischen grau geworden. Sein Gesicht hat ein paar Falten bekommen. Doch genau wie sein Vorgänger und Ur-Bond Sean Connery sieht Brosnan mit steigendem Alter eher noch besser aus, mal glatt rasiert wie in der neuen Serie, mal mit cool gestyltem Vollbart. Angesprochen auf sein Aussehen, sagte der Schauspieler vor Jahren in der Show von US-Talkmaster Conan O'Brien: „Ich bin nur ein Ire, der sich gut rausgemacht hat.“
Zeitweise bei den Großeltern aufgewachsen
Tatsächlich hat sich Pierce Brendan Brosnan, der 1953 in der irischen Kleinstadt Drogheda geboren wurde, mehr als nur gut rausgemacht. Und das nach einer schwierigen Kindheit. Als er noch ein Baby war, verließ sein Vater die Familie. Seine Mutter ging nach London und ließ den kleinen Pierce in der Obhut seiner Großeltern. Erst als Teenager zog er mit seiner Mutter und deren neuem Mann nach London.
Mit 16 verließ er die Schule, um Maler werden. „Ein Künstler zu sein hatte etwas Romantisches“, sagte er dem „Gentleman's Journal“, „dann fand ich die Schauspielerei.“ Er ließ sich am Londoner Drama Centre ausbilden. Nach einigen Jahren am Theater stand er 1980 für einen TV-Film und für seine erste Kinorolle vor der Kamera. Im Gangsterfilm-Klassiker „The Long Good Friday“ (deutscher Titel: „Rififi am Karfreitag“) spielt er einen kaltblütigen irischen Killer.
Im selben Jahr heiratete er die australische Schauspielerin Cassandra Harris, die kurz darauf an der Seite von Roger Moore in dem Bond-Film „In tödlicher Mission“ mitspielte. Während der Dreharbeiten lernte Brosnan den Bond-Produzenten Albert R. Broccoli kennen, was sich als wegweisend für die Karriere des gutaussehenden Iren erweisen sollte.
Die US-Krimi-Serie „Remington Steele“, in der Brosnan als charmanter Detektiv wie ein jugendlicher James Bond wirkte, machte ihn ab 1982 international bekannt. Doch sie hätte fast seine Karriere ruiniert. Denn als Brosnan die Bond-Rolle in der Tasche hatte, entschieden die Produzenten von „Remington Steele“, doch noch weitere Folgen zu drehen, wozu Brosnan vertraglich verpflichtet war. So wurde Timothy Dalton, der die Rolle erst abgelehnt hatte, der neue James Bond.
Serien und Actionfilme
Nach dem Rückschlag wirkte Brosnan in TV-Serien mit und spielte in wenig beachteten Actionfilmen wie „Ein Mann wie Taffin“, „Hydrotoxin - Die Bombe tickt in dir“ oder „Death Train“ Charaktere, die wie schwache 007-Kopien wirkten. In dem hervorragenden Thriller „Das vierte Protokoll“ nach einem Roman von Frederick Forsyth wurde er hingegen als russischer KGB-Agent von Michael Caine gejagt.
Privat musste er 1991 einen schweren Schicksalsschlag verkraften, als seine Frau nach mehreren Jahren den Kampf gegen den Krebs verlor. „Es ist unglaublich grausam, eine Person zu verlieren, mit der man alles geteilt hat“, sagte Brosnan damals im Interview des US-Magazins „People“. Aus der Ehe mit Cassandra Harris, die nur 43 wurde, ging der gemeinsame Sohn Sean hervor. Außerdem adoptierte Brosnan Harris' Kinder Charlotte und Chris aus ihrer vorherigen Ehe. Tragisch: Auch Charlotte starb 2013 mit 41 wie ihre Mutter an Eierstockkrebs.
In Brosnans Leben voller Höhen und Tiefen war das Jahr 1994 in zweifacher Hinsicht ein Hoch. In Mexiko lernte er die US-Journalistin Keely Shaye Smith kennen, die er 2001 in Irland heiratete und mit der er die beiden Söhne Dylan und Paris hat. Ebenfalls 1994 wurde er als fünfter Darsteller doch noch James Bond. Brosnans Glück: Timothy Dalton hatte nach nur zwei Filmen als 007 seinen Rückzug angekündigt.
„GoldenEye“ feierte im November 1995 Weltpremiere und machte Brosnan endlich zum Weltstar. Es folgten „Der Morgen stirbt nie“ (1997) und „Die Welt ist nicht genug“ (1999). Brosnan zeigte im Vergleich zu Dalton wieder mehr Humor und witzige Sprüche. „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) gilt mit einem unsichtbaren Auto und einer Szene mit mäßigen Computereffekten, in der Bond auf einer Riesenwelle surft, als schwächster der bislang 25 Filme der Produktionsfirma Eon. Die Macher entschieden sich für einen Neustart der Reihe mit Daniel Craig und Brosnans vierter Bond-Film blieb sein letzter.
Aus seiner Enttäuschung über das abrupte Ende machte Brosnan nie ein Geheimnis. „Ich hab mich gewundert, warum die Tür für mich auf einmal geschlossen wurde“, sagte er im ABC-Interview. „Ich dachte, es lief alles so gut. Erst haben sie gesagt, ich soll wiederkommen. Dann war plötzlich Schluss.“ Die Filmbranche sei „ein grausames Geschäft“.
Immerhin ermöglichte ihm Bond viele Rollen, die er vorher wohl nicht bekommen hätte. Zu seinen besten Filmen als Hauptdarsteller zählen der Vulkan-Katastrophenfilm „Dante's Peak“, das Remake von „Die Thomas-Crown-Affäre“ und der Actionthriller „The Foreigner“. Sein erfolgreichster Kinofilm war allerdings ein Musical: In der Verfilmung des Abba-Musicals „Mamma Mia!“ (2008) singt er selbst.
An der Seite von Meryl Streep gesungen
Dass Singen nicht unbedingt seine Stärke ist, weiß Brosnan. „Ich habe für meinen Gesang immerhin ein Platin-Album bekommen“, scherzte er im Interview des Musikmagazins NME, „also scheiß auf die Neider. Ich durfte mit Meryl Streep singen.“ Allerdings gab er auch zu: „Sie haben mich nicht wegen meines Gesang engagiert.“ Der große Erfolg des Films führte 2018 zur Fortsetzung „Mamma Mia! Here We Go Again.“
Zuletzt sah man Pierce Brosnan im Kino als Doctor Fate an der Seite von Dwayne Johnson in dem gefloppten Comic-Spektakel „Black Adam“. Im Herbst seiner Karriere konzentriert sich der mehrfache Großvater, der abwechselnd in Malibu und auf Hawaii lebt, mehr auf sein Privatleben und auf die Malerei. In Los Angeles ist diesen Monat unter dem Titel „So Many Dreams“ eine Ausstellung von ihm zu sehen. Mit Ehefrau Keely zeigte er sich kürzlich bei der Met Gala in New York City und sah - trotz auffälliger Brille - immer noch wie James Bond aus.