Am Donnerstag kommt “Fuck ju Göhte 2“ in die Kinos. Im Interview spricht Film-Lehrer Elyas M’Barek über Sitzenbleiben und Erfolgsdruck.

Seinen Namen kann inzwischen jeder aussprechen. Das war nicht immer so. Aber jetzt ist Elyas M’Barek einer der Topstars des deutschen Films, neben Til Schweiger und Matthias Schweighöfer. Zu verdanken hat er das seinem Dauerregisseur Bora Dagtekin. Mit dem drehte er die Fernsehserie „Türkisch für Anfänger“, dann den dazugehörigen Kinofilm – und schließlich die Schul­komödie „Fack ju Göhte“, die mit 7,3 Millionen Besuchern der vierterfolgreichste deutsche Film seit Zählung der Zuschauerzahlen 1968 war. Jetzt hat das Erfolgsteam seinen zweiten Teil von „Göhte“ aufgelegt, der diesen Donnerstag in die Kinos kommt. Der spielt diesmal auf Klassenfahrt – in Thailand. Wir haben den 33-jährigen Schauspieler gesprochen.

Hamburger Abendblatt : Wenn man eine Fortsetzung dreht, ist das wie Sitzenbleiben? Noch mal dieselbe Klasse machen?

Elyas M’Barek: Nicht müssen – dürfen. Es war wunderschön, mit den ganzen Kollegen aus dem ersten Teil wieder vor der Kamera zu stehen, mit Bora und vielen alten Kollegen, auch Teammitgliedern. Und dann mit allen auf Klassenfahrt zu gehen. Wir haben dann ja den ganzen Tag zusammen rumgehangen und sind rumgereist, da konnte keiner abends nach Hause.

Man hörte aber von entsetzlichen Temperaturen und einem bösartigen Magen-Darm-Virus. Waren Sie auch betroffen?

M’Barek: Ja. Ich war der 13. Ich musste mich aber nur übergeben. Ich kam 24 Stunden lang nicht mehr aus dem Bett. Ein Arzt hat uns dann Infusionen gegeben, wo man sich stundenlang irgendwelches Zeug durchlaufen lassen musste. Dann ging’s irgendwann einigermaßen. Aber es war schon echt übel. Da hat es die Hälfte vom Team hingerafft.

Teil eins war ganz nah am Problemkiez. Jetzt geht es nach Thailand. Nicht gerade die Gegend, wo Schulklassen üblicherweise hinkommen. Ist das ein bisschen Verrat am Film? Und ist es nur Zufall, dass auch der Kinofilm „Türkisch für Anfänger“ in Thailand spielt?

M’Barek: Selbst Katja Riemann, die ja auch in „Türkisch für Anfänger“ mitgespielt hat, hatte anfangs die Befürchtung, dass könnte in dieselbe Richtung gehen. Und war dann ganz erleichtert, dass es nicht der Fall ist. Was man schon vom ersten Teil kennt, die Annäherung des falschen Lehrers und der Schüler, findet jetzt noch mal viel intensiver statt. Es startet halt nur woanders. Zugegeben, Klassenfahrten gehen wohl eher nach Föhr oder in den Schwarzwald, aber es ist ja keine klassische Klassenfahrt. Wir besuchen eine Partnerschule im Entwicklungshilfsprogramm.

Den ersten Teil haben über 7,3 Millionen Zuschauer gesehen. Haben Sie irgendeine Ahnung, woran das liegt?

M’Barek: Keine Ahnung. Bora scheint da irgendeinen Zeitnerv getroffen zu haben. Jeder kann was mit dem Schulthema anfangen, hat eben jeder so erlebt. Und vielleicht hat Bora auch ein paar neue Werbeideen gefunden, mit den kleinen YouTube-Filmen etwa. Aber was genau ausschlaggebend war für diesen Bombenerfolg, kann ich nicht sagen. Ich freu mich nur drüber.

Wie groß ist da der Erfolgsdruck? Nach dem ersten Teil war jede Woche die Freude groß, wie die Zuschauerzahlen hochkletterten. Bangt man jetzt jede Woche, hoffentlich gehen wieder so viele rein?

M’Barek: Es gibt bestimmt Leute, die jetzt sehr nervös sind. Das sind aber eher die Leute von der Produktion und dem Verleih. Das überlass ich gern denen, das ist ja deren Job. Ich muss mich als Schauspieler ein bisschen frei machen von so etwas. Natürlich hoffe ich, dass der Film Erfolg hat und die Fans Spaß haben. Aber im Grunde ist meine Arbeit jetzt getan, ich kann nichts mehr machen. Und es geht ja auch nicht immer nur um Besucherzahlen, davon muss man sich vielleicht auch mal ein bisschen frei machen.

Sie sind in der Schule dreimal Sitzengeblieben, haben viermal die Schule gewechselt. Was war schuld an den schlechten Noten?

M’Barek: Na, ich. Ich hab nicht gelernt. Ist ganz einfach: Du lernst nicht, kriegst schlechte Noten und bleibst sitzen.

Jetzt zählen Sie zu den deutschen Film-Superstars. Überwiegen die Vor- oder die Nachteile beim Berühmtsein? Können Sie noch aus dem Haus gehen, ohne gleich vor kreischenden Mädels zu stehen?

M’Barek: Die Vorteile überwiegen ganz klar. Also – momentan jedenfalls. Fragen Sie mich in zwei Jahren noch mal. Du hast den Promi-Bonus. Inzwischen bekomme ich zum Beispiel in jedem Restaurant einen Tisch, auch wenn es vermeintlich ausgebucht ist. Zumindest in Deutschland. In Barcelona neulich war das anders, das war aber auch mal ganz erfrischend. Kreischen tut Gott sei Dank keiner, wenn ich aus dem Haus gehe. Okay, du wirst ständig um Fotos gebeten, aber das hat mein Leben nicht verändert.

Können Sie sich gut auf der Leinwand anschauen oder gehören Sie zu denen, die das gar nicht ertragen?

M’Barek: Klar, guck ich das gern. Tun doch alle. Wer das Gegenteil behauptet, kokettiert doch nur. Ich bin jetzt nicht so narzisstisch, dass ich exzessiv meine Filme gucke. Es reicht, ihn einmal auf der Premiere gesehen zu haben. Aber das ist schon wichtig. Du musst doch wissen, was du getan hast. Und was vor allem andere mit dem Film angestellt haben, der Regisseur, der Cutter.

„Fack ju Göhte 2“ startet Donnerstag, sehr lange wurde daran gefeilt. Warum ist der Film so spät fertig geworden?

M’Barek: Ich hab’ vor ein paar Tagen erst den fertigen Film gesehen. Und das war noch immer nicht die endgültige Fassung. Der war immer noch in der Mischung. Bora hat einfach den Anspruch, den Film erst dann zu zeigen, wenn er wirklich perfekt ist.

Aber wenn der erste Teil ein solcher Erfolg war, müsste man sich dann nicht sogar viel mehr Zeit für den zweiten nehmen? Ist der Starttermin vielleicht zu früh, zu ambitioniert gelegt worden?

M’Barek: Wir hatten nur vier Monate vom Dreh­ende bis zum Starttermin. Das ist vielleicht knapp bemessen. Aber abgedreht ist der Film ja schon lange. Die Schnittfassung steht auch schon länger. Es geht jetzt um die Mischung. Und vielleicht musste man da auch einfach mal einen Termin festsetzen, sonst arbeitet Bora da noch lange dran rum. Aber es gibt keinen Grund zur Sorge.

Wann wird eigentlich Ihr Restaurant in München eröffnet?

M’Barek: In sechs Wochen. Aber es ist eine Tagesbar. Restaurant klingt immer so krass. So groß ist der Laden gar nicht. Es ist eine kleine, bescheidene Tagesbar. Aber jetzt bitte nicht schon wieder fragen, warum der Laden erst in sechs Wochen fertig ist ...!

Werden Sie Wiederholungstäter? Es wird doch einen dritten „Göhte“-Teil geben?

M’Barek: Nein. Aber einen vierten (lacht).

Davor steht noch eine andere Fortsetzung an: „Türkisch für Anfänger 2“?

M’Barek: Abwarten. Wir freuen uns jetzt erstmal, dass dieser Film ins Kino kommt. Dann sehen wir weiter, was als nächstes kommt. Vielleicht ist die Karriere dann ja auch vorbei. Vielleicht will ja nie wieder jemand mit mir drehen, weil der Film nicht rechtzeitig fertig geworden ist ...

Dann wird die Tagesbar zum Restaurant.

M’Barek : Genau.