“La Bohème“ mit Anna Netrebko

Leise rieselt der Kunstschnee, die roten Lippen der armen Mimi sehen aus wie sehr kostspielig nachziseliert. Mal trägt sie einen Schal. Mal nicht. Alles egal. Wo Anna Netrebko sooo groß draufsteht, dürfen Details und Schlüssigkeit schon mal Pause haben. Ist ja Oper. Ganz große Oper sogar. Doch dass es in der Verfilmung von Puccinis "La Bohème" um mehr gehen könnte und vor allem müsste als nur um schön herausgeputzte Stars, diese Hoffnung kann man schnell, getrost und komplett vergessen.

Die Anna und der Rolando (Villazón) gemeinsam vor der Kamera - mehr braucht es nicht beim Schmachten im verschneiten Pappmache-Paris. Kitsch as Kitsch can ist hier die Devise. Dass es auf der Zielgeraden zum Exitus der schwindsüchtigen Heldin doch noch zu rührenden Momenten kommt, liegt jedenfalls nicht an der schauspielerischen Mittelklasse, die sie abliefert. Das liegt an ihrem Rodolfo-Rolando. Und an der Musik, die trotz des aufgeschäumten Dirigats von Bertrand de Billy immer noch so emotional ist, dass manche wohl ein Tränchen vergießen werden in der Dunkelheit des Kinos.