Christopher Nolan und Christian Bale laden zum großen, zum apokalyptischen Finale. In “The Dark Knight Rises“ kehrt Batman zurück.

Berlin. Ein gealterter, ein fragiler, ein kranker Superheld: Verletzlich und zerrissen war Bruce Wayne, der als Waise aufgewachsene Milliardär, auch in den ersten beiden Teilen von Christopher Nolans Batman-Zyklus ("Batman Begins“ und "The Dark Knight“). In "The Dark Knight Rises“ aber, mit dem der britisch-amerikanische Regisseur ("Inception“) die Trilogie nun beendet, kann sich Wayne alias Batman zunächst kaum auf den Beinen halten: keine Knorpel mehr in den Knien, acht Jahre lang hat er sich in seinem Anwesen versteckt. Nolan erzählt uns von Batmans finalem Auftritt: Diesmal, so scheint es, ist Gotham City dem Untergang geweiht. Christian Bale ist erneut als Batman zu sehen, wieder mit dabei sind auch Morgan Freeman, Gary Oldman, Michael Caine.

"The Dark Knight Rises“, für den in Pittsburgh, New York und L.A. genauso gedreht wurde wie in Indien, England und Schottland, beginnt mit einer atemberaubenden, toll inszenierten Flugzeugentführung. Schon lernen wir Bane (Tom Hardy) kennen und fürchten – den grausamen neuen Widersacher von Batman. Bane kontrolliert Gothams Unterwelt, die Abwasserkanäle dieser so sehr an New York erinnernden Metropole. Emotionen versteckt er hinter einer maulkorbartigen Maske. Mit einem Fusionsreaktor als Bombe droht er, Gotham in Schutt und Asche zu legen. Einhalt kann ihm nur einer bieten: der dunkle Ritter Batman. Der aber muss erst wieder zu Kräften kommen nach seiner langen Auszeit.

Bane ist ein grandioser Fiesling. Und eine Art Revolutionsführer: Die "Unterdrückten“ möchte er befreien, Gotham City "den Menschen“ zurückgeben. Ein Hauch von Occupy weht über die Leinwand. Hardy macht seine Sache gut, auch wenn ein Großteil seiner Mimik hinter der Maske versteckt bleibt. Den 2008 verstorbenen Heath Ledger, der im Vorgänger "The Dark Knight“ als Joker so grandios aufspielte, kann Tom Hardy aber nicht ersetzen. Christian Bale hingegen ist erneut stark in der komplexen Doppelrolle Wayne/Batman. Anne Hathaway ("Brokeback Mountain“) gibt die gelenkige und sexy Catwoman – 20 Jahre nach Michelle Pfeiffer in Tim Burtons "Batmans Rückkehr“. Etwas blass bleibt dafür Marion Cotillard ("Inception“) als reiche Philanthropin.

"The Dark Knight Rises“ ist mit über 160 Minuten Filmlänge noch länger als seine Vorläufer. Langweilig wird es nie, eine halbe Stunde weniger hätte es aber auch getan. Nolan indes belohnt einen immer wieder mit spektakulären, teils markerschütternden Sequenzen: Etwa, wenn sich mitten in einem Football-Stadion während eines Spiels plötzlich die Erde auftut. Erst gibt mit lieblicher Stimme ein Knabe die amerikanische Hymne zum Besten, Sekunden später ist das ganze Stadion mit Angst erfüllt. Mit Momenten wie diesen unterstreicht Nolan (Jahrgang 1970), dass man ihn zu Recht zu den besten zeitgenössischen Regisseuren zählt.

Tatsächlich schließt sich mit "The Dark Knight Rises“ ein Kreis: Geschickt flicht Nolan Bezüge ein zum ersten Teil der Reihe, "Batman Begins“. Damals war Bruce Wayne als Kind in einen Brunnen gestürzt - ein Trauma, mit dem er Zeit seines Lebens ringt – diesmal muss sich Wayne aus einer tiefen Mine befreien. Kameramann Wally Pfister (Oscar prämiert für "Inception“) findet dazu ähnliche Bilder wie im ersten Teil. Auch das innige Verhältnis zu Butler Alfred (erneut grandios: Michael Caine) wird wieder aufgegriffen: Dass dieser stets mehr war für Wayne als nur ein Diener, unterstreicht Nolan mit so kurzen wie bewegenden Szenen.

"Marvel's The Avengers“ zeigte unlängst, wie man spektakuläre Schauwerte mit pointierten und lustigen Dialogen kurzschließt. "The Amazing Spider-Man“, dass sich Action und Psychologisierung in einer Comic-Adaption nicht ausschließen. "The Dark Knight Rises“ aber führt in seiner düsteren Anmutung und seiner Tiefgründigkeit vor Augen, dass noch weit mehr möglich ist abseits all der bunten, oftmals oberflächlichen Helden-Werke made in Hollywood. Wie sein Vorgänger setzt auch "The Dark Knight Rises“ Maßstäbe. Nolan beschließt seine Trilogie mit einem fulminanten Schlussakkord.

Kinostart ist am 26. Juli

Ein Überblick:

The Dark Knight Rises“ ist der dritte Batman-Film von Regisseur Christopher Nolan und der siebte in der Reihe um die berühmte Fledermaus. Was in den vorigen Teilen geschah und wer mitspielte, darüber gibt es hier einen Überblick:

- Batman (1989), Regie Tim Burton: Michael Keaton in der Rolle des Batman mit einem großartigen Jack Nicholson als Joker, der Gotham City vernichten will, und Kim Basinger als Foto-Journalistin. Die oscarprämierte Adaption des Comics von Bob Kane avancierte zum Sommerhit des Jahres 1989.

- Batmans Rückkehr (1992), Regie Tim Burton: Fortsetzung des immens erfolgreichen "Batman“. Keaton bekommt es als Batman diesmal mit Catwoman (Michelle Pfeiffer) und dem Pinguin (Danny DeVito) zu tun. Spielt an den Kinokassen, auch aufgrund kritischer Presseberichte, weniger ein als sein Vorläufer.

- Batman Forever (1995), Regie Joel Schumacher: Batman (Val Kilmer) muss nicht mehr allein kämpfen, er hat nun Robin (Chris O'Donnell) an seiner Seite. Dafür muss sich der Fledermaus-Mann mit Two-Face (Tommy Lee Jones) und dem überdrehten Riddler (Jim Carrey) herumschlagen. Bunter und schriller als die Vorgänger.

- Batman & Robin (1997), Regie Joel Schumacher: Wieder ein Wechsel, nun ist George Clooney in der Rolle des Bruce Wayne alias Batman zu sehen. Auch Arnold Schwarzenegger und Uma Thurman sind dabei. Der Film gilt als Flop, von den Batman-Filmen spielte er am wenigsten ein.

- Batman Begins (2005), Regie Christopher Nolan: Nach dem Misserfolg von "Batman & Robin“ übernimmt Regisseur Nolan und beginnt noch einmal von vorn. Er zeigt Bruce Wayne als schwer traumatisiertes Kind und als Erwachsenen, der vor allem einen Gegner kennt: sich selbst. Düstere Inszenierung mit Christian Bale als Protagonist.

- The Dark Knight (2008), Regie Christopher Nolan: Nicht zuletzt die legendäre Performance von Heath Ledger als Joker katapultiert den dunklen Ritter unter die erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Mit einem Einspielergebnis von über einer Milliarde US-Dollar. Auch die Kritik ist begeistert.