US-Star Jim Carrey über seine Rolle in “Bruce Allmächtig“, das Leben als Komiker und das liebe Geld

ABENDBLATT: Fühlt man sich als Filmstar nicht manchmal selbst wie ein Gott?

JIM CARREY: Nein, weil ich mich lieber mit Leuten umgebe, die normal geblieben sind. Um nicht ganz abzuheben, ist es für jeden Star auch wichtig, mal eine Niederlage einzustecken. "Bruce Allmächtig" ist in den USA derzeit der große Hit. Gott sei Dank! Aber es hat mir auch ganz gut getan, zu spüren, wie es ist, wenn dich die Leute nicht sehen wollen.

ABENDBLATT: Enttäuscht es Sie nicht, in "Bruce Allmächtig" schon wieder einen kindischen Burschen zu spielen?

CARREY: Es ist gewiss eine oberflächliche Figur, aber die Zuschauer lieben es mitzuerleben, was ihr so alles passiert. Anfangs ist dieser Bruce noch selbstsüchtig, aber dann lernt er, dass es die kleinen Wunder sind, die uns glücklich machen.

ABENDBLATT: Was würden Sie tun, wenn Sie für einen Tag Gott sein könnten?

CARREY: Hoffentlich das, was wir alle tun würden, um unsere Welt friedlicher zu machen. Ich selbst würde weiterhin meinen Job machen, vielleicht nur ein bisschen besser. ABENDBLATT: Glauben Sie an Gott?

CARREY: Ich bin sicherlich nicht religiös, aber ich glaube schon, dass es etwas Höheres gibt. Für mich ist es wichtig, mich am Ende eines Tages noch im Spiegel betrachten zu können, meine Fehler einzusehen und zu versuchen, ein guter Mensch zu sein.

ABENDBLATT: Wen machen Sie verantwortlich, wenn Sie unglücklich sind?

CARREY: Natürlich Gott! Ich brülle dann gen Himmel: "Hey, was tust du mir an!" Das hilft mir, um wieder zu mir selbst zu kommen, und dann lassen sich Probleme besser lösen.

ABENDBLATT: Mussten Sie Brad Pitt um Erlaubnis fragen, ob Sie seine Frau Jennifer Aniston küssen dürfen?

CARREY: Nein, auf so eine Diskussion hätte ich mich auch nicht eingelassen. Brad ist ein netter Kerl und besuchte uns oft am Set. Aber ich habe ihn dann immer wieder schnell hinausgeschoben (lacht).

ABENDBLATT: Befinden Sie sich zurzeit in einer Beziehung?

CARREY: Was für eine exzellente Folgefrage! Klingt wie: "Jim, hast du Angst vor Frauen?" Nein, ich habe momentan keine Freundin, aber es gibt da eine Frau, mit der ich ausgehe, was mich sehr glücklich macht.

ABENDBLATT: Erwartet eine Frau sofort, dass Sie gleich etwas Komisches anstellen?

CARREY: Damit würde ich mich doch nur selbst unter Druck setzen. Ich kann genauso gut am Tisch sitzen und mich ganz ruhig unterhalten. Ich drehe meine Filme, und wenn das Publikum lacht, weiß ich, dass ich komisch bin. Ich muss mir meine Lippen nicht über den Kopf ziehen, um einen Lacher zu kriegen, wenn ich als Privatmann im Bus sitze.

ABENDBLATT: Fällt es Ihnen als Vollblutkomiker nicht schwer, ruhig auf einem Stuhl sitzen zu bleiben?

CARREY: Sie würden nicht glauben, wie schüchtern ich manchmal sein kann. Ich bin gern allein und meditiere. Für mich gibt es nichts Schöneres, als mit meinem Motorrad zu fahren und in meiner Gedankenwelt zu sein.

ABENDBLATT: 25 Millionen Dollar bekamen Sie für "Bruce Allmächtig". Was macht man mit so viel Geld?

CARREY: Ich selbst brauche nicht mehr viel Geld. Das meiste stecke ich in meine eigene Produktionsfirma. Auch mit 50 möchte ich weiterhin in der Lage sein, Filme zu machen, die ich mag.

ABENDBLATT: Stimmt es, dass das Plakat von "Bruce Allmächtig" in den USA verboten wurde?

CARREY: Es wurde nicht genommen, weil ich nackt auf einer Wolke liege und man im Mittleren Westen der USA der Ansicht war, dass es zu homoerotisch sei. Auf dem US-Plakat habe ich jetzt ein Yo-Yo in Form einer Weltkugel in der Hand. Dabei habe ich so hart trainiert, um mich mit einem Adonis-Körper zu präsentieren. Schade! Interview: M. TSCHIEDERT