“State Of Play“ mit Russell Crowe ist ein Puzzlespiel um investigativen Journalismus. Nicht hübsch und glatt, sondern etwas mopsig geworden, mit leicht fettigem Haar und rauem Charme spielt er den Journalisten alten Schlags, der für den “Washington Globe“ brisante Fälle recherchiert.
Es ist ein Glücksfall, dass Brad Pitt die Rolle des Reporters Cal McAffrey erst zu- und dann wieder absagte - und deshalb Russell Crowe einsprang. Nicht hübsch und glatt, sondern etwas mopsig geworden, mit leicht fettigem Haar und rauem Charme spielt er den Journalisten alten Schlags, der für den "Washington Globe" brisante Fälle recherchiert. In seinem klapprigen Auto, in dem sich leere Fast-Food-Schachteln stapeln, grölt er einen saftigen Gassenhauer, eröffnet so den Film - und er gibt ihn bis zum Ende nicht mehr her.
Nur: Das Singen vergeht ihm schnell. Erst wird in einer dunklen Gasse ein kleiner Dieb ganz professionell abgeknallt, dann gerät die Assistentin des Kongressabgeordneten Collins (Ben Affleck) unter die U-Bahn, und schließlich wird er auch noch von den Herausgebern der krisengeschüttelten Zeitung, die immer mehr auf pralle Schlagzeilen als auf gute Geschichten setzen, drangsaliert - und von der steil aufstrebenden Bloggerin Della Frye, dargestellt von Rachel McAdams.
Auf zwei Stunden hat der Schotte Kevin Macdonald ("Der letzte König von Schottland") den BBC-Sechsteiler gekürzt. An seiner Seite: gleich mehrere Drehbuchautoren, darunter Tony Gilroy, der die Jason-Bourne-Trilogie ebenso schrieb wie "Duplicity". Entsprechend komplex ist das Puzzlespiel, das sich bis in Regierungskreise hochschraubt, auf Skandale um den US-"Militär-Dienstleister" Blackwater ebenso verweist wie auf private Dramen. Die einzige Enttäuschung, und eine große dazu, ist das Ende, bei dem Ereignisse sich erst überschlagen und schließlich ihre politische Brisanz einbüßen. Bis dahin ist es glänzende und - wie McAffrey selbst - fast altmodische Unterhaltung, keine Neuauflage von "Die Unbestechlichen", aber Politthrill mit launigen Sprüchen, tollen Charakteren, Spannung und Humor.
Für den Schluss hebt sich die Bloggerin Della für ihren Kollegen Cal einen versöhnlichen Satz auf: "Wenn die Menschen diese Geschichte lesen, sollen sie Druckerschwärze an ihren Fingern haben", sagt sie. Doch der Politthriller trägt nicht nur Regierungsangestellte, Kleinkriminelle und Fanatiker zu Grabe, er ist auch ein ganz selbstverständlicher Abgesang auf das gedruckte Wort.
Vermutlich werden wirklich nicht mehr allzu viele Filme folgen, in denen man am Ende sieht, wie Zeitungsseiten durch die Druckmaschinen rattern.
+++-- State of Play USA 2009, 127 Min., ab 12 Jahren, R: Kevin Macdonald, D: Russell Crowe, Ben Affleck, Rachel McAdams, täglich im Cinemaxx, Cinemaxx Harburg, Cinemaxx Wandsbek, Koralle, UCIs Mundsburg, Othmarschen, Smart-City; www.stateofplay.ch