Komödie: “Wall-E“ erbt mit einer Kakerlake die Erde von den Menschen. Die witzige Pixar-Animation hat einige zivilisationskritische Akzente

Es sieht nicht gut aus auf der Erde in 700 Jahren. Zwischen den Hochhäusern türmen sich ebenso hohe Müllberge. Kein Mensch, kein Leben weit und breit? Doch, da bewegt sich ein kleiner Müllroboter. Wall-E haben die Menschen einst entwickelt, um für sie den Dreck wegzumachen. Nun sind sie es, die weg sind. Wall-E arbeitet aber ungerührt weiter, presst den Müll zu Würfeln und stapelt ihn auf. Im Laufe der Zeit hat er eine Macke entwickelt: Persönlichkeit.

Der kleine rostige Kerl sammelt Dinge, die ihm gut gefallen, und nimmt sie mit "nach Hause". Das ist ein Container, wo er in Regalen seine Lieblingsgegenstände sammelt: einen Zauberwürfel, eine Glühbirne oder einen BH. Nach getaner Arbeit legt Wall-E die Fahrketten ab und schäkert noch ein bisschen mit seinem einzigen Freund, einer Kakerlake. Dann schiebt er noch die VHS-Kassette von "Hello Dolly" ein und träumt davon, wie schön es wäre, jemand zum Händchenhalten zu haben. Dann landet ein Raumschiff mit einem anderen Roboter. Eve ist schimmernnd, glatt und futuristisch. Sie schießt verdammt schnell mit einer Laserkanone und ist auf der Suche nach Pflanzenproben. Wall-E mag sie sehr trotz aller Verschiedenheit. Als sie zurückmuss in ihr Raumschiff, folgt er ihr und lernt an Bord die kennen, die ihn einst zurückgelassen haben: Menschen.

In der US-Trickfilmschmiede Pixar haben sich die Kreativen darauf spezialisiert, Gegenständen und Tieren menschliche Züge zu verpassen. Bei "Wall-E" hat sich Regisseur Andrew Stanton mächtig und erfolgreich ins Zeug gelegt. Der Titelheld erinnert an E.T., seine Augen sind einem Fernglas nachempfunden. Klein, schmutzig und drollig ist er, wie Charlie Chaplin in seiner Paraderolle als Tramp. Eve dagegen erstrahlt als makellose Designschönheit und ist einem iPod nachempfunden.

Die erste Hälfte des Films ist großartig gelungen. Sie verbindet komödiantische Elemente mit denen der Zivilisationskritik und das auf höchst originelle und nonverbale Weise. Menschen sind in diesem Film nur noch degenerierte Luxuswesen, die sich von Medien berieseln lassen und längst verlernt haben, auf eigenen Beinen zu stehen. Natürlich gibt es jede Menge Anspielungen auf die Filmgeschichte von "Silent Running" bis "2001 - Odyssee im Weltraum". Wie in letzterem Film gibt es an Bord des Raumschiffs einen renitenten Autopiloten, und in der Originalfassung wird der Bordcomputer von "Alien"-Star Sigourney Weaver gesprochen.

Gegen Ende verliert der Film etwas von seiner Originalität und seinem Schwung.