Action-Drama: Die sechste Verfilmung des Batman-Comics “The Dark Knight“ kommt als düstere Psychostudie daher

Selten beherrschte ein Film vor seinem Erscheinen bei uns derart die Schlagzeilen. "The Dark Knight" sorgte für Aufsehen, weil er in den USA nach 18 Tagen bereits 400 Millionen Dollar eingespielt hat. Independent-Regisseur Christopher Nolan löst sich für seine zweite filmische Annäherung an das Batman-Epos erneut von den Taten manch unrühmlicher Vorgänger. Statt eines kalkulierten Action-Comic-Streifens erzählt er eine Geschichte - und diesmal eine noch finsterere.

Der ganze Film kreist um das Duell zweier Gegenspieler: Der kühle, aalglatte Batman und die zerrissene schizophrene Clownsfigur Joker. Als der mit Gotham Citys Unterwelt-Paten Salvatore Maroni eine Gangsterehe eingeht, ruft er Bruce Wayne auf den Plan. Der markiert mit regungsloser Mimik den wohlsituierten Banker und Playboy, schwingt sich aber bei Bedarf in Gestalt des Fledermaus-Mannes "Batman" auf sein flottes Bat-Bike und geht auf Böse-Buben-Jagd. Obwohl er das Gute will, muss Wayne im Laufe des Films feststellen, dass er mit seiner Selbstjustiz dem Bösen in die Hände spielt.

"Ich bringe dich nicht um, dafür macht es zu viel Spaß mit dir", urteilt der Joker amüsiert. Nie zuvor gab es eine so verstörende Clownsfigur wie die, die Heath Ledger acht Monate vor seinem frühen Tod verkörpert. Sein Joker ist ein absolut abgründiger, selbstzerstörerischer und sexuell mehrdeutiger Freak. Die Maske zerbröselt, die Augen starren aus tiefschwarzen Höhlen. Wirr züngelt er aus seinem vernarbten Mund. Er steht für das Böse an sich. Ohne Ziel und nähere Bestimmung. Außer mit dem Joker hat es Batman, der "schwarze Ritter", auch noch mit einem "weißen Ritter", in Gestalt des blond-bissigen Bezirksstaatsanwalts Harvey Dent (Aaron Eckhardt) zu tun. Gemeinsam mit Commander Gordon (Gary Oldman) ziehen die drei zunächst sogar an einem Strang. Und das, obwohl Dent sich in das Herz von Bruce Waynes großer Liebe Rachel Dawes (Maggie Gyllenhaal) geschlichen hat. Die Front bröckelt, als der strahlende Gesetzeshüter Harvey Dent zum rachelüsternen Mörder Two-Face mutiert.

Von dieser Szene an ringt der Film um seine Glaubwürdigkeit, was sich noch auf satte 152 Minuten ausdehnt. Weithin gelingt es Nolan im gemeinsam mit seinem Bruder Jonathan verfassten Drehbuch, einen einigermaßen schlüssigen Plot aufzubauen. Die Zuschauer werden mit realistischen Szenarien und rasanten Kamerafahrten belohnt. Nolan schafft eine Szenerie des Bösen, die nicht kalkulierbar und darum erst recht bedrohlich erscheint. Höchst aktuell fängt er damit die Stimmung im verstörten Amerika nach dem 11. September ein. Eine gruselige Reise in das Reich der Finsternis.


++++ The Dark Knight USA 2008, 152 Min., ab 12 J., R: Christopher Nolan, D: Christian Bale, Heath Ledger, Michael Caine, Maggie Gyllenhaal; im Cinemaxx Dammtor, Harburg und Wandsbek, Hansa-Studio, Streit's, UCI Mundsburg, Othmarschen, Smart-City, Zeise; www.thedarkknight-derfilm.de