Action Brutal, verstörend, aktuell und doch nur Durchschnitt: Sylvester Stallones vierter Auftritt als wortkarger Einzelkämpfer Rambo

In nichts steckt der Mensch so viel Leidenschaft, Wissensdrang und Energie wie in die Vernichtung seiner selbst -sowohl im wirklichen Leben als auch auf der Kinoleinwand. Und wenn etwas zum sogar im Duden zu findenden Synonym des rücksichtslosen Tötungsdrangs geworden ist, dann ist es das Wort "Rambo". Dreimal, 1982, 1985 und 1988 präsentierte Sylvester Stallone den wortkargen Kino-Einzelkämpfer und schuf einen Mythos, indem er ihn gleichzeitig zerstörte. Beeindruckte Rambo im ersten Teil noch als von seinen Albträumen geplagter Vietnam-Veteran, so degenerierte er in der Folgezeit zur kulturpolitischen Frontsau der Reagan-Ära. Das scheint auch dem vermeintlich altersweisen Stallone aufgefallen zu sein, und so erzählt er in "John Rambo" ähnlich wie in "Rocky Balboa" die Geschichte einer seiner beiden "Paraderollen" zu Ende.

Der Rambo des Jahres 2008 hat mit dem Söldnerleben abgeschlossen und lebt ohne Ziele von Gelegenheitsjobs in thailändischen Dschungel. Und so muss er von einer Gruppe amerikanischer Missionare erst mühsam überredet werden, sie mit seinem Boot nach Burma (Myanmar) zu bringen. Dort wollen die Missionare der von Burmas brutaler Militärjunta unterdrückten Minderheit der Karen mit Rat, Tat und Gottes Wort zur Seite stehen. Rambo liefert die Missionare ab und kehrt um, macht sich aber, als er von einem Überfall auf das Dorf der Karen erfährt, mit einer handvoll Söldner auf die Suche nach etwaigen Überlebenden.

So viel zur klassischen "Search & Rescue"-Handlung, die Stallone nur benutzt, um den Zuschauer mitten in die Hölle südostasiatischer Killing Fields zu stoßen. Atmosphärisch sehr dicht und direkt inszeniert werden wir Zeuge, wie eine zügellose Soldateska wehrlose Männer, Frauen und Kinder mit Mörsern und Macheten abschlachtet, während Rambo versucht zu retten, was nicht zu retten ist. War-Porn: Die Bilder sind erschreckend realistisch, aber spätestens, wenn der über 60-jährige Stallone am schweren MG Fleischsalat zubereitet, verpufft der Aha-Effekt, dass hier, Video: Der Kinotrailer

nachdem der niedergeschlagene Aufstand burmesischer Mönche von den Bildschirmen verschwand, ein völlig vergessener Konflikt wieder ans Licht geholt wurde. Penibel hatte Stallone recherchiert und viel Aufwand in die Darstellung menschlicher Abgründe gesteckt. Und doch verschenkt er anders als in "First Blood" zu viel Potenzial, um "John Rambo" über den Durchschnitt eines vorhersehbaren Action-Krachers für die Generation "Saw" zu heben.