DISKURSROCK: Hamburgs Ikonen Blumfeld geben am 24. und 25. Mai ihre allerletzten Konzerte in der Fabrik. Sie sind ausverkauft - aber LIVE verlost noch 5 * 2 Karten

Als die Hamburger Band Blumfeld im vergangenen Frühjahr ihr sechstes - und letztes - Studioalbum "Verbotene Früchte" im Bunkerklub Uebel & Gefährlich präsentierte, da hielt einer der Fans in der ersten Reihe einen Apfel über den Bühnenrand dem Texter, Sänger und Gitarristen Jochen Distelmeyer entgegen. Eine kleine, rührende Geste. Und vielleicht auch ein ironischer Verweis darauf, wie sich die Songs vom Diskursrock ("Wir sind politisch und sexuell anders denkend") zum Öko-Pop ("Ich bin der Apfelmann, Baby") gewandelt haben. Stellt sich die Frage, womit Blumfeld diesen Donnerstag und Freitag empfangen wird, wenn die Band ihre allerletzten Abschiedskonzerte in der Fabrik gibt. Vielleicht ist einer der Anhänger ja extra "zum Wochenmarkt in unsere Stadt" gefahren, um "Jonagored, Novajo, Elstar, Karmijn, Rubi, Winterprinz, Ontario, Gravensteiner, Fuji, Berlepsch, Melrose, Ida Red" als Lebewohl-Geschenk zu kaufen. Oder ein fleißiger Fan hat sich an einem Apfelkuchen versucht, mit Geheimrat Oldenburg, versteht sich. Eventuell wird das Quartett - neben Distelmeyer spielt Gründungsmitglied Andre Rattay Schlagzeug, Vredeber Albrecht die Tasteninstrumenten und Lars Precht Bass - aber auch mit faulem Fallobst beworfen. Denn immerhin sind einige Blumfeld-Liebhaber ganz schön frustriert, dass sich die Band nach 16 Jahren auflöst.

"Die Ära der guten Musik darf nie enden - warum wollt ihr euch der Verantwortung entziehen? So 'ne geile Musik wird es in Deutschland lang nicht mehr geben", beschwert sich auf der Myspace-Seite der Gruppe die 40 Jahre alte Elisabeth aus Bayern. Vielleicht fließen aber auch "Tausend Tränen tief", wenn Jochi-Boy das letzte Mal Cole Porters "Everytime We Say Goodbye" mit seinem '92er-Hit "Verstärker" koppelt. "Ihr seid wichtig. Ich denke an euch!", verabschiedet sich die 18-jährige Anna aus Wien via Myspace. Ihr Fazit: "Es bleibt die Musik, die Ideologie, die Leidenschaft, die Liebe, die Begeisterung und die Kunst."

Das Beste wird's wohl sein, noch einmal live dieser "Musik für eine andere Wirklichkeit" zu lauschen und sich vom "Zeittotschläger" Jochen rocken zu lassen. Auch wenn Slogans wie "für fünf Mark Freiheit und für dreißig Mark Bier" mittlerweile in Euro umgerechnet werden müssen, gilt: "Das fühlt sich gut an, und wir sehen super aus, und wir haben uns was zu sagen." Und nach all dem Taumel und Tschüs-Sagen wird der ein oder andere Fan wohl in der sich auflösenden Menge stehen und denken: "Was mach' ich bloß an dieser Stelle, an der ich längst noch nicht zu mir gekommen bin". Und dann wird er vielleicht zu Hause die Platte "Jenseits von Jedem" auflegen und wiederum bei Blumfeld Trost finden: "Gib nicht auf - es kommt ein neuer Morgen. Lass es raus - den Schmerz und deine Sorgen. Mach dich frei - von allen falschen Zwängen. Nimm dir Zeit - und lern dich selber kennen."

Wer auch Goodbye sagen möchte, aber keine Karte mehr bekommen hat, dem sei mit Glück geholfen: Die Blumfeld-Konzerte werden nicht nur von LIVE präsentiert, wir verlosen auch 5 \* 2 Karten. Sie dürfen sich aussuchen, zu welchem Abend Sie gehen möchten. Schicken Sie einfach bis 24.5., 12 Uhr, E-Mail oder ein Fax mit Terminwunsch an LIVE, Stichwort: Apfelmann (action@abendblatt.de, Fax: 34 72 20 25) oder eine SMS mit LIVE WIN BLUMFELD an 520 20 (49 Cent/SMS).

>> Blumfeld Do 24.5., Fr 25.5., 21.00, Fabrik (S Altona, Bus 2, 150), Barnerstr. 36, ausverkauft, www.blumfeld.de