Erotomane Lenny Kravitz rockt am 3. 6. in der CL-Arena

Sogar Frauen, die gemeinhin nichts fürs Groupie-Dasein übrig haben, machen exakt zwei Ausnahmen, bei denen sie sich ohne Scham zur Speichelflussüberproduktion bekennen: Robbie Williams ist die eine, Lenny Kravitz die andere. Hegen sie bei Erstem noch widerstreitende Gefühle - beschützen oder besteigen? - ist die Sache bei "Mr. Eisengemächt" klar: Wer so viele Piercings in seiner Körpermitte hat, will garantiert nicht schmusen. Und auch, wenn die Retro-Ikone sich gerade eine schlimmere Föhnfrisur als Roberto Blanco stehen lässt, hat er doch überirdischen Sex-Appeal.

Tatsächlich ist "Objekt der Begierde" gar nicht Lennys erste Profession, denn neben sich selbst und schönen Frauen liebt er vor allem die Musik, genauer den dreckig-rockigen Funk-Sound der späten 60er und frühen 70er, dem er mit seinem ersten Album "Let Love Rule" 1989 zu neuen Ehren verhalf. Nach den weich gespülten Synthie-Sounds der 80er war Kravitz' Style ein wahrer Lichtblick: Endlich durften Männer wieder Kerle sein, durften Gitarren malträtieren und ehrliche Songs ohne Falsett-Timbre oder Glattbügel-Effekt produzieren. Auch der Zweitling "Mama Said" kam ähnlich ungehobelt daher: Testosteron-Gehabe à la James Brown, begleitet von ein paar Psychedelic-Harmonien: Keiner war so wild wie Lenny.

Jüngst ist das siebte Album erschienen. "Baptism" ist immer noch unverkennbar Lenny, aber der kommerzielle Erfolg hat Spuren hinterlassen: Die Zahl massenkompatibler Smash-Hits übersteigt allmählich den typisch knarzigen Kravitz-Sound. Wirklich wild wars früher, aber wer so lecker ausschaut, darf sogar ungestraft Schnulzen singen. Katia Schneider

Lenny Kravitz Do 3. 6., 20.00, Color-Line-Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Tickets ab 41,73,- im Vvk. u. an der Ak.